Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 6 (1834-1937)
Im Jahr 1863 hatte Johann Neumann seinen Besitz geteilt und verkauft, um im Gegenzug den Dorfkrug zu erwerben. Während das Ackerland des früheren Erbpachtgrundstücks an den Bauern Martin Kluck fiel, erwarb der Schneidermeister Jacob Schulz Wohnhaus und Scheune. In der Folge wurde auch das Grundbuch auf Schulz umgeschrieben. Dieser Beitrag behandelt die Geschichte des nunmehrigen Häuslergrundstücks, das sich bis 1945 im Besitz der Familie Schulz befand.
Wie der Schneidermeister Jacob Schulz das Kaufgeld von 600 Taler für das Häuslergrundstück Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 6 aufbrachte und wann er es zahlte, geht aus der Grundakte nicht hervor. Schulz wurde am 22. Juni 1835 als Bauernsohn in Lubsdorf geboren1Er war ein Sohn des Bauern Martin Schulz. General-Akten betreffend die Kirchenbuchduplikate der Gemeinde Marzdorf 1823-1874. In: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 609/40, S. 128. und hatte am 28. Januar 1862 die um sieben Jahre ältere Rosalia geborene Garske geheiratet2General-Akten … a. a. O., S. 326., eine Tochter des Marzdorfer Bauern Mathias Garske3Rosalia Garske wurde am 28. Januar 1829 in Marzdorf geboren. General-Akten … a. a. O., S. 66-67.. Vielleicht hatte beide ihr Erbteil zum Kauf verwendet. Aus der Ehe von Jacob Schulz und Rosalia geborene Garske sind die folgenden fünf Kinder bekannt:
- der Sohn Paul Jacob, geboren am 20. Dezember 1862, gestorben am 4. April 18644General-Akten … a. a. O., S. 321 u. S. 356.;
- die Tochter Maria Martha, geboren am 18. Januar 18655General-Akten … a. a. O., S. 364-365.;
- der Sohn Felix August, geboren am 28. März 18676General-Akten … a. a. O., S. 401.;
- die Tochter Pauline Catharina, geboren am 11. November 18697General-Akten … a. a. O., S. 430.;
- die Tochter Cäcilia Rosalia, geboren am 21. März 18728General-Akten … a. a. O., S. 466-467..
Vier Jahre nach dem Verkauf zeigte Schulz vor der Gerichtskommission in Märkisch Friedland an, dass er ein Darlehn von 300 Taler vom Marzdorfer Rittergutsbesitzer Richard Guenther erhalten hatte. Er bat darum, dieses Darlehn, das vom 1. Juni 1867 an mit fünf Prozent zu verzinsen war, in das Hypothekenbuch seines Grundstück einzutragen, was am 5. Juni 1867 geschah9Verhandelt M. Friedland den 31. Mai 1867. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 6, Blatt 176 VS u. RS.. Für welchen Zweck er das Geld verwandte, ist nicht bekannt.
Bei der routinemäßigen Rückführung der Grundakte auf das Kataster im Jahr 1876 gehörte zum Häuslergrundstück eine Ackerparzelle von 8,2 Ar Größe, für die im Jahr elf Pfennig an Grundsteuer zu zahlen war10Auszug aus der Grundsteuermutterrolle vom 21. Juni 1876. In: A. a. O., Blatt 179 VS u. RS.. An die Parzelle schloss sich ein geräumiger Hofraum mit Wohnhaus und einer »Scheune incl. Stall« an11Auszug aus der Gebäudesteuerrolle vom 21. Juni 1876. In: A. a. O., Blatt 180 VS u. RS. Dort auch die weiteren Angaben.. Zusätzlich war ein Garten von etwa 40 Quadratmeter Größe vorhanden. Den jährlichen Nutzungswert der Gebäude schätzte das Katasteramt auf 18 Mark, es waren 60 Pfennig Gebäudesteuer zu zahlen. Das Haus lag am sogenannten Kossätenweg, der zum Vorwerk Böthin führte.
Im Sommer 1879 musste Schulz sein Grundstück mit einer weiteren Hypothek belasten. Diesmal waren es 150 Mark (50 Taler), die ihm der Fischermeister Johann Manthey in Neu Prochnow zu fünf Prozent Zinsen borgte. Die Hypothek wurde am 4. Juli 1879 vom Amtsgericht in Märkisch Friedland eingetragen, die Gebühr dafür belief sich auf 3,80 Mark12Schuld-Urkunde. In: A. a. O., Blatt 184 VS..
Jacob Schulz verstarb am 20. September 1882 im Alter von nur 47 Jahren in Marzdorf13Erbaufteilung vom 26. November 1901. In: A. a. O., Blatt 192 RS., aber sein Tod wurde dem grundbuchführenden Amtsgericht erst bekannt, als am 9. März 1901 eine Verfügung zur Steuerfestlegung nicht zugestellt werden konnte14Verfügung des vom 4. März 1901. In: A. a. O., Blatt 186 VS.. Laut der Verfügung hatte der Hofraum des Grundstücks Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 6 mit Gebäuden und Hausgarten eine Größe von 23,7 Ar und einen Gebäudesteuernutzungswert von 24 Mark15A. a. O., Blatt 187 VS..
Vermutlich war die Verfügung des Amtsgerichts der Auslöser dafür, dass die Erben von Jacob Schulz im Herbst des Jahres den Nachlaß ordneten und neu verteilten. In diesem Zusammenhang erschien am 30. Oktober 1901 der Ritterschaftsrat Richard Guenther aus Wutzig vor dem Amtsgericht in Märkisch Friedland, wo er als »Generalbevollmächtigter der Guenther’schen Erben« über die Rückzahlung des Darlehns von 300 Taler bzw. 900 Mark quittierte, das Jacob Schulz im Jahr 1867 bezogen hatte, und für die zugehörige Hypothek die Löschungsbewilligung erteilte16Eingegangen Märk. Friedland am 30. Oktober 1901. In: A. a. O., Blatt 188 VS bis 189 RS..
Den entsprechenden Löschungsantrag stellten die Witwe Rosalia Schulz geborene Garske, der Arbeiter Felix Schulz und die Arbeiterfrau Cäcilia Litfin geborene Schulz – letztere im Beistand ihres Ehemanns Josef Litfin – am 26. November 190117Löschungen vom 26. November 1901. In: A. a. O., Blatt 190 RS bis 191 VS.. Sie beantragten außerdem, die Hypothek über 150 Mark zu löschen, die seit dem Sommer 1879 für den Fischer Johann Manthey in Neu Prochnow im Grundbuch eingetragen stand. Auch diese Hypothek sei bereits getilgt, die löschungsfähige Quittung werde »in kurzer Zeit« eingehen18A. a. O., Blatt 191 VS.. Die Kosten für die Löschungen – es waren insgesamt 14,10 Mark – wollte sich Felix Schulz mit seiner Schwester Cäcilia teilen19Ebenda..
Nach der »Erbbescheinigung«, die Richter Riemann ebenfalls am 26. November in Märkisch Friedland ausstellte, hatte Jacob Schulz lediglich seine drei Kinder Pauline, Cäcilie und Felix als Erben hinterlassen20Erbbescheinigung Jacob Schulz. In: A. a. O., Blatt 205 VS.. Die Tochter Pauline war jedoch am 6. Januar 1883 »im testamentsunmündigen Alter« von 13 Jahren verstorben. Ihre einzige Erbin war die Mutter, die Witwe Rosalia Schulz geborene Garske21Erbbescheinigung Pauline Schulz. In: A. a. O., Blatt 205 VS..
Wiederum am 26. November 1901 schlossen die legitimierten Erben vor dem Amtsgericht in Märkisch Friedland zwei Verträge zur Regelung des Erbes. Der »Erbauseinandersetzungsvertrag« beschrieb folgende Ausgangsposition:
»Das zum Nachlaß gehörende, im Grundbuch von Marzdorf Band Ⅰ Blatt 6 eingetragene Häuslergrundstück ist katasteramtlich in zwei Theile getheilt worden, nämlich in die Parzellen Marzdorf Kartenblatt 1 Parzelle 349/61 etc. und Marzdorf Kartenblatt 1 Parzelle 350/61 etc. Eigenthümer dieser Parzellen ist […] die Wittwe Schulz zu ⅔, Frau Litfin zu ⅙ und Felix Schulz zu ⅙.«22Erbauseinandersetzung vom 26. November 1901. In: A. a. O., Blatt 201 VS.
In der Verhandlung vor Richter Riemann verkauften nun die »Wittwe Schulz und Frau Litfin, letztere unter Zustimmung ihres Ehemanns, […] ihren Antheil an der Parzelle Marzdorf Kartenblatt 1 Parzelle 350/61 etc. nebst den darauf stehenden Gebäuden an ihren Sohn und Bruder, den Arbeiter Felix Schulz in Marzdorf«. Im Gegenzug verkauften »die Wittwe Schulz und der Arbeiter Felix Schulz ihren Antheil an der Parzelle Marzdorf Kartenblatt 1 Parzelle 349/61 etc. nebst den darauf stehenden Gebäuden an die Frau Cäcilie Litfin geb. Schulz aus Marzdorf.«23A. a. O., Blatt 201 RS.
Als Gegenleistung für den Verkauf ihres Erbanteils verpflichtete sich Cäcilia Litfin ihrer Mutter »lebenslänglich freie Wohnung, Bekleidung, Bereinigung und Verpflegung zu gewähren«. Der Sohn Felix sagte zu, der Mutter »lebenslänglich drei Mark 75 Pfg. monatliche Rente« zu zahlen. Die beiden Altenteile sollte zur Sicherheit in die Grundbücher der beiden Parzellen eingetragen werden24A. a. O., Blatt 202 VS..
Felix Schulz und seine Schwester erkannten im Vertrag an, dass »die Antheile[,] die jeder von ihnen an des anderen Parzelle hatte, gleichwerthig waren« und durch den Kaufvertrag »aufgehoben« worden25A. a. O., Blatt 201 RS.. Im nunmehr geteilten Wohnhaus räumten sie sich zudem gegenseitig das Recht ein, »den gemeinschaftlichen Hausflur zum Gehen zu benutzen«26Ebenda.. Der Gesamtwert des Erbes von Jacob Schulz wurde »mit Rücksicht auf die Verschuldung« auf 20 Mark geschätzt, der Wert des ungeteilten Grundstücks auf 1800 Mark. Den Jahreswert der Altenteile an Rosalia Schulz, die bei Vertragsschluss 72 Jahre alt war, bezifferte das Gericht auf 100 Mark27A. a. O., Blatt 203 VS..
Bei der Verhandlung des »Erbaufteilungsvertrages«, der zusätzlich geschlossen wurde, überreichten Cäcilia Litfin und Felix Schulz zwei Handzeichnungen, von denen eine in der Grundakte vorhanden ist28Handzeichnung des Katasteramts in Dt. Krone vom 16. Oktober 1899. In. A. a. O., Blatt 198 VS.. Er zeigt die Lage des nun geteilten Grundstücks, dass an den Schmikowski’schen Kossätenhof grenzte. Beide beantragten, Felix Schulz als Alleineigentümer des Grundstücks Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 6 einzutragen und für das Trennstück, das an Cäcilie Litfin überging, ein neues Grundbuchblatt anzulegen29Erbteilungsvertrag vom 26. November 1901. In: A. a. O., Blatt 193 VS.. Die Kosten der Rechtsgeschäfte wollten Bruder und Schwester jeweils zur Hälfte tragen30A. a. O., Blatt 193 RS..
Am 29. November 1901 nahm das Amtsgericht in Märkisch Friedland die entsprechenden Änderungen im Grundbuch vor, wobei die Parzelle 349/61 mit der Größe von 10,34 Ar auf das Grundbuchblatt Marzdorf Band Ⅳ, Blatt Nr. 75 übertragen wurde31Verfügung. In: A. a. O., Blatt 194 RS.. Den Gebäudesteuernutzungswert dieser »der Arbeiterfrau Cäcilia Litfin geborene Schulz« gehörige Parzelle legte das Gericht auf zwölf Mark fest. Felix Schulz verblieb ein Restgrundstück von 13,39 Ar Größe, das ebenfalls einen Gebäudesteuernutzungswert von zwölf Mark hatte32A. a. O., Blatt 194 VS.. Das vorhandene Haus und die Scheune mit dem Stall wurden jeweils zur Hälfte geteilt. In beide Grundbücher trug das Gericht Nutzungsrechte am gemeinsamen Hausflur und die jeweiligen Altenteile ein33A. a. O., Blatt 195 VS..
Am 16. Dezember 1901 ging beim Amtsgericht auch die löschungsfähige Quittung zur Hypothek für den Fischermeister Johann Manthey ein34Quittung, unterzeichnet Mrk. Friedland, den 15. November 1901, Deutsch-Krone, den 2. Dezember 1901, Tütz, den 10. Dezember 1901. In: A. a. O., Blatt 208 VS bis 209 VS.. Manthey war bereits am 13. August 1893 in Neu Prochnow verstorben, weshalb seine Kinder als Erben den richtigen Erhalt der 50 Taler bestätigen mussten. Das waren:
- Bertha geborene Manthey, Ehefrau des Besitzers Martin Schulz in Lubsdorf;
- Justina geborene Manthey, Ehefrau des Stellmachermeisters Gustav Wiese in Tütz;
- der Besitzer Bernhard Manthey in Neu Prochnow;
- Ottilie geborene Manthey, Ehefrau des Besitzers Martin Schulz in Stibbe;
- Rosalia geborene Manthey, Ehefrau des Arbeiters Hermann Redel in Deutsch Krone;
- Emma geborene Manthey, Ehefrau des Besitzers Johann Schulz in Strahlenberg.35A. a. O., Blatt 208 VS.
Am 28. Dezember 1901 wurde die Hypothek vom Amtsgericht gelöscht. Das Grundstück Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 6 war damit erstmals seit 1867 schuldenfrei, aber zur Halbhäuslerstelle geschrumpft.
Bereits am 5. November 1900 – also ein Jahr vor der Erbteilung – hatte Felix Schulz die Ehe mit Maria geborene Marx geschlossen, die am 3. Oktober 1903 in Marzdorf verstarb. Sie hinterließ ihrem Ehemann den Sohn Paul Johann Schulz, der am 28. Dezember 1901 geboren war36Pflegschaftsverhandlung, Märk.-Friedland, 15. Dezember 1903. In: A. a. O., Blatt 212 RS.. Als Felix Schulz im Dezember 1903 erneut heiraten wollte37A. a. O., Blatt 214 RS., bestellte das Amtsgericht in Märkisch Friedland den Beikossäten August Marx – vielleicht einen Bruder der Verstorbenen – zum Pfleger des Kindes, um den Sohn »bei der Auseinandersetzung mit seinem Vater Felix Schulz hinsichtlich des von der Mutter des Kindes hinterlassenen Vermögens zu vertreten«38A. a. O., Blatt 212 VS.. Der 1873 in Dreetz geborene August Marx39General-Akten … a. a. O., S. 488-489., der nun in Marzdorf lebte, war vermutlich ein Bruder der Verstorbenen.
Die Pflegschaftsverhandlung, die am 15. Dezember 1903 vor Richter Riemann in Märkisch Friedland stattfand, beleuchtet die Verhältnisse, unter denen der Landarbeiter Felix Schulz damals lebte. Nach dem am 13. November 1903 aufgenommenen Inventar hatte der gesamte Nachlass der Verstorbenen einen Wert von 973 Mark, von denen Dreiviertel (d. h. 729,75 Mark) dem Sohn Paul Johann zustanden40Pflegschaftsverhandlung, Märk.-Friedland, 15. Dezember 1903. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 6, Blatt 213 VS.. Schulz erklärte sich bereit, diesen Betrag für das Kind »hypothekarisch sicher zu stellen und mit 4 von Hundert zu verzinsen«41Ebenda.. Die Zinsen sollten bis zur Volljährigkeit dem Witwer »als Erziehungsbeihilfe« zufallen, bei erreichter Volljährigkeit war das Kapital nach dreimonatiger Kündigung auszuzahlen42A. a. O., Blatt 213 RS.. Vor Gericht beteuerten Schulz und Marx übereinstimmend:
»Ein andere Sicherstellung können wir für das Mündelgeld nicht erreichen. Bares Geld besitzt der Witwer nicht und ist auch in absehbarer Zeit nicht in der Lage, solches zu beschaffen. Das Grundstück war bei Übernahme durch den Witwer im November 1901 900 Mark wert, inzwischen sind für 600 M Neubauten auf demselben ausgeführt, so daß das Vermögen des Kindes nach unserer Überzeugung gesichert ist.«43Ebenda.
Richter Riemann stimmte dieser Regelung zu, weil »eine den gesetzlichen Vorschriften entsprechende mündelsichere Anlage für das Vermögen des Kindes nicht zu erzielen« sei. Die Hypothek über 729,75 Mark wurde am 17. Dezember 1903 in die dritte Abteilung des Grundbuches eintragen; die Kosten beliefen sich auf 3,10 Mark44Verfügungsabschrift. In: A. a. O., Blatt 211 VS u. RS..
Als Anton Schmikowski im Frühjahr 1904 seinen Kossätenhof in Marzdorf verkaufte, gehörte auch Felix Schulz zu den Käufern. Nach den Grundakten erwarb er mehrere Parzellen »Achterhof, Wiese und Feld an Königsgnade« mit einer Gesamtfläche von einem Hektar 38 Ar und 75 Quadratmetern, die bislang im Grundbuch Marzdorf Band IV, Blatt Nr. 80 verzeichnet waren45Auszug aus den vorläufigen Fortschreibungsverhandlungen vom 22. Juni 1904. In: A. a. O., Blatt 221 RS. – Das Grundstück Marzdorf Band IV, Blatt Nr. 80 maß vor dem Verkauf 16 Hektar 6 Ar 13 Quadratmeter.. Als Vermittler fungierte Kaufmann Holzheim in Deutsch Krone, der auch die nötigen Pläne und Umschreibungen beim Katasteramt in Auftrag gab46Handzeichnung vom 25. Juni 1904. In: A. a. O., Blatt 223 VS..
Zur Finanzierung des Kaufs lieh sich Schulz im Januar 1905 den Betrag von 2700 Mark zu vier Prozent Zinsen von der »Rentiere Martina Wiese geb. Neumann aus Marzdorf«47Verhandlung vor dem Amtsgericht in Märk.-Friedland am 17. Januar 1905. In: A. a. O., Blatt 208 VS.. Das Darlehen wurde am 3. März 1905 als Nummer 7 in die dritte Abteilung des Grundbuchs der Halbhäuslerstelle Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 6 eingetragen, die nach dem Zukauf einen Hektar 87 Ar und 36 Quadratmeter maß48Hypothekenbrief vom 3. März 1905. In: In: A. a. O., Blatt 218 RS.. Die 1853 geborene Martina Wiese war eine Tochter der Vorbesitzer des Grundstücks, Johann Neumann und Anna Christina Ziebarth49General-Akten … a. a. O., S. 217..
Die Hypothek zahlte Felix Schulz erst nach dem Tod der Gläubigerin zurück. Am 10 September 1919 bewilligte ein Teil ihrer Erben die Löschung vor dem Amtsgericht in Märkisch Friedland. Es waren:
- der Rentier Florian Wiese unter Vormundschaft des Besitzers Bernhard Harske (* 1870), beide in Brunk;
- das Fräulein Gertrud Neumann in Marzdorf;
- der vermisste Franz Anton Neumann (1898-1918), vertreten durch den Abwesenheitspfleger Max Robeck in Königsgnade50Der am 23. Mai 1898 als Sohn des Gastwirts Emil Neumann geborene Franz Anton Neumann war bereits am 19. Juli 1918 bei Mataren in Frankreich gefallen, sein Tod wurde den Angehörigen aber erst Mitte September 1919 mitgeteilt. Sterbefall-Anzeige des Musk. Franz Neumann vom 18. September 1919. In: Standesamt Deutsch Krone: Todesfälle von Kriegsteilnehmern, Band Ⅲ (1917-1919). Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie Oddział w Szczecinku, Signatur 28/227/102, S. 523 bis 528.;
- Martha Neumann geborene Robeck, die Witwe des Gastwirts Emil Neumann als Vormund ihrer Kinder:
- Bernhard Johann, geboren am 8. Dezember 1899;
- Emil Hieronymus, geboren am 30. September 1901;
- Maria Martha, geboren am 9. Februar 1904;
- Max Johann, geboren am 23. Juni 1905;
- Hubert Martin, geboren am 15. Oktober 190751Amtsgericht Märk.-Friedland, 10. September 1919. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 6, Blatt 226 VS u. RS..
Die Löschung der Hypothek erfolgte am 13. Oktober 1919, nachdem auch der Besitzer Martin Heymann Ⅰ aus Brunk zugestimmt hatte. Heymann war als Jugendvormund eines zweiten Florian Wiese bestellt, bei dem es sich vermutlich um ein Sohn der ursprünglichen Gläubigerin handelte, denn er erbte die Hälfte ihres Vermögens52Märk. Friedland, den 9. Oktober 1919. In: A. a. O., Blatt 228 VS..
Ebenfalls im Oktober 1919 ließ Felix Schulz das Altenteil für seine Mutter Rosalia geborene Garske aus dem Grundbuch löschen, die bereits am 2. Januar 1909 im Alter von 80 Jahren in der Wohnung von Josef Litfin – des Ehemanns ihrer Tochter Cäcilia – verstorben war53Sterbeurkunde Nummer 1/1909 des Standesamts Marzdorf vom 2. Januar 1909. In: A. a. O., Blatt 226 VS..
Die letzte Amtshandlung in der Grundakte stammt aus dem Februar 1937 und behandelt das Vorkaufsrecht des Marzdorfer Gutes, das immer noch in der zweiten Hauptabteilung in den Grundbüchern der einstmals verbundenen Erbpachtgerechtigkeit Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 6 und Marzdorf Band Ⅳ, Blatt Nr. 75 eingetragen stand. Beide Einträge wurde am 12. Mai 1937 »als gegenstandslos von Amtswegen gelöscht«54Briefentwurf des Amtsgericht Märkisch Friedland vom 9. Februar 1937 mit Bearbeitungsvermerk. In: In: A. a. O., Blatt 231 VS.. In diesem Zusammenhang schloss das Amtsgericht in Märkisch Friedland die gesamte Grundakte Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 6 , nachdem ihr Inhalt »wegen Unübersichtlichkeit auf das Blatt Marzdorf Band Ⅴ Blatt 139 umgeschrieben« worden war55Akteneintrag vom 12. Mai 1937. In: A. a. O., Blatt 233 VS.. Die Altakte kam ins Archiv in Stettin, wo sie den Krieg überdauerte.
Aus den Erinnerungen alter Marzdorfer ist bekannt, dass Felix Schulz die Halbhäuslerstelle bis zur Vertreibung im Jahr 1946 besaß. Er starb am 28. Februar 1949 im Alter von 82 Jahren in Falkenwalde im Kreis Prenzlau56Alle Daten nach der Einwohnerliste von Marzdorf, die der Stellmacher Franz Garske 1959 zusammenstellte. Das Original befindet sich im Besitz von Frau Margot Steinmetz in Mettmann.. Wie oben erwähnt, hatte er um 1903 ein zweites Mal geheiratet und hinterließ neben der zweiten Ehefrau Martha (1882-1958) fünf Kinder:
- die Tochter Hedwig, geboren am 27. Oktober 1904;
- den Sohn Bruno, geboren am 15. Dezember 1908;
- die Tochter Anna, geboren am 30. Oktober 1910;
- die Tochter Martha, geboren am 4. März 1915;
- den Sohn Franz, geboren am 19. Januar 1918.
Seine Schwester Cäcilia Litfin geborene Schulz hatte ihre Haushälfte schon vor 1937 an den Sohn Max (* 1906) übergeben, der nach der Vertreibung als Landarbeiter bei Salzgitter lebte. Sie selbst war noch vor 1945 in Marzdorf gestorben.
Nach Unterlagen im Lastenausgleichsarchiv in Bayreuth stellten sowohl die Angehörigen von Felix Schulz als auch die von Max Litfin in der Bundesrepublik Deutschland einen Antrag auf Lastenausgleich. Die Größe des Besitzes von Felix Schulz wurde dabei mit 3,72 Hektar angegeben, die von Max Litfin mit 2,85 Hektar57Grund- und Betriebslisten des Gemeindebezirks Marzdorf. In: Bundesarchiv – Außenstelle Bayreuth, Signatur ZLA 7-32-1..
Aus dem Jahr 2003 ist ein Foto bekannt, dass Margot Steinmetz von der ehemaligen Häuslerstelle der Familien Schulz und Litfin im nun längst polnischen Marcinkowice aufnahm. Nach Aussage von Frau Steinmetz sah das Haus damals noch fast so aus wie vor 1945.
Anmerkungen:
- 1Er war ein Sohn des Bauern Martin Schulz. General-Akten betreffend die Kirchenbuchduplikate der Gemeinde Marzdorf 1823-1874. In: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 609/40, S. 128.
- 2General-Akten … a. a. O., S. 326.
- 3Rosalia Garske wurde am 28. Januar 1829 in Marzdorf geboren. General-Akten … a. a. O., S. 66-67.
- 4General-Akten … a. a. O., S. 321 u. S. 356.
- 5General-Akten … a. a. O., S. 364-365.
- 6General-Akten … a. a. O., S. 401.
- 7General-Akten … a. a. O., S. 430.
- 8General-Akten … a. a. O., S. 466-467.
- 9Verhandelt M. Friedland den 31. Mai 1867. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 6, Blatt 176 VS u. RS.
- 10Auszug aus der Grundsteuermutterrolle vom 21. Juni 1876. In: A. a. O., Blatt 179 VS u. RS.
- 11Auszug aus der Gebäudesteuerrolle vom 21. Juni 1876. In: A. a. O., Blatt 180 VS u. RS. Dort auch die weiteren Angaben.
- 12Schuld-Urkunde. In: A. a. O., Blatt 184 VS.
- 13Erbaufteilung vom 26. November 1901. In: A. a. O., Blatt 192 RS.
- 14Verfügung des vom 4. März 1901. In: A. a. O., Blatt 186 VS.
- 15A. a. O., Blatt 187 VS.
- 16Eingegangen Märk. Friedland am 30. Oktober 1901. In: A. a. O., Blatt 188 VS bis 189 RS.
- 17Löschungen vom 26. November 1901. In: A. a. O., Blatt 190 RS bis 191 VS.
- 18A. a. O., Blatt 191 VS.
- 19Ebenda.
- 20Erbbescheinigung Jacob Schulz. In: A. a. O., Blatt 205 VS.
- 21Erbbescheinigung Pauline Schulz. In: A. a. O., Blatt 205 VS.
- 22Erbauseinandersetzung vom 26. November 1901. In: A. a. O., Blatt 201 VS.
- 23A. a. O., Blatt 201 RS.
- 24A. a. O., Blatt 202 VS.
- 25A. a. O., Blatt 201 RS.
- 26Ebenda.
- 27A. a. O., Blatt 203 VS.
- 28Handzeichnung des Katasteramts in Dt. Krone vom 16. Oktober 1899. In. A. a. O., Blatt 198 VS.
- 29Erbteilungsvertrag vom 26. November 1901. In: A. a. O., Blatt 193 VS.
- 30A. a. O., Blatt 193 RS.
- 31Verfügung. In: A. a. O., Blatt 194 RS.
- 32A. a. O., Blatt 194 VS.
- 33A. a. O., Blatt 195 VS.
- 34Quittung, unterzeichnet Mrk. Friedland, den 15. November 1901, Deutsch-Krone, den 2. Dezember 1901, Tütz, den 10. Dezember 1901. In: A. a. O., Blatt 208 VS bis 209 VS.
- 35A. a. O., Blatt 208 VS.
- 36Pflegschaftsverhandlung, Märk.-Friedland, 15. Dezember 1903. In: A. a. O., Blatt 212 RS.
- 37A. a. O., Blatt 214 RS.
- 38A. a. O., Blatt 212 VS.
- 39General-Akten … a. a. O., S. 488-489.
- 40Pflegschaftsverhandlung, Märk.-Friedland, 15. Dezember 1903. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 6, Blatt 213 VS.
- 41Ebenda.
- 42A. a. O., Blatt 213 RS.
- 43Ebenda.
- 44Verfügungsabschrift. In: A. a. O., Blatt 211 VS u. RS.
- 45Auszug aus den vorläufigen Fortschreibungsverhandlungen vom 22. Juni 1904. In: A. a. O., Blatt 221 RS. – Das Grundstück Marzdorf Band IV, Blatt Nr. 80 maß vor dem Verkauf 16 Hektar 6 Ar 13 Quadratmeter.
- 46Handzeichnung vom 25. Juni 1904. In: A. a. O., Blatt 223 VS.
- 47Verhandlung vor dem Amtsgericht in Märk.-Friedland am 17. Januar 1905. In: A. a. O., Blatt 208 VS.
- 48Hypothekenbrief vom 3. März 1905. In: In: A. a. O., Blatt 218 RS.
- 49General-Akten … a. a. O., S. 217.
- 50Der am 23. Mai 1898 als Sohn des Gastwirts Emil Neumann geborene Franz Anton Neumann war bereits am 19. Juli 1918 bei Mataren in Frankreich gefallen, sein Tod wurde den Angehörigen aber erst Mitte September 1919 mitgeteilt. Sterbefall-Anzeige des Musk. Franz Neumann vom 18. September 1919. In: Standesamt Deutsch Krone: Todesfälle von Kriegsteilnehmern, Band Ⅲ (1917-1919). Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie Oddział w Szczecinku, Signatur 28/227/102, S. 523 bis 528.
- 51Amtsgericht Märk.-Friedland, 10. September 1919. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 6, Blatt 226 VS u. RS.
- 52Märk. Friedland, den 9. Oktober 1919. In: A. a. O., Blatt 228 VS.
- 53Sterbeurkunde Nummer 1/1909 des Standesamts Marzdorf vom 2. Januar 1909. In: A. a. O., Blatt 226 VS.
- 54Briefentwurf des Amtsgericht Märkisch Friedland vom 9. Februar 1937 mit Bearbeitungsvermerk. In: In: A. a. O., Blatt 231 VS.
- 55Akteneintrag vom 12. Mai 1937. In: A. a. O., Blatt 233 VS.
- 56Alle Daten nach der Einwohnerliste von Marzdorf, die der Stellmacher Franz Garske 1959 zusammenstellte. Das Original befindet sich im Besitz von Frau Margot Steinmetz in Mettmann.
- 57Grund- und Betriebslisten des Gemeindebezirks Marzdorf. In: Bundesarchiv – Außenstelle Bayreuth, Signatur ZLA 7-32-1.