Am 6. Dezember 1898 legte der Antisemit Hans von Mosch aus Friedenau vor dem Deutschen Reichstag Protest gegen das Ergebnis der Reichstagswahl vom 16. Juni 1898 im Kreis Deutsch Krone (in dem er selbst kandidiert hatte) ein. Die Stimmen im Kreis wurden daraufhin neu gezählt und in den Aktenstücken des Deutschen Reichstag (Nr. 345, S. 2341) veröffentlicht. Nachfolgend das Ergebnis für Tütz und Umgebung:
Gamp (Freikonservativ) | Bredow (Zentrum) | v. Mosch (Antisemit) | |
Tütz | 82 | 196 | 27 |
Schloss Tütz | 17 | 37 | 5 |
Alt-Prochnow | 22 | 6 | 29 |
Brunk | 8 | 49 | 3 |
Lubsdorf | – | 89 | 2 |
Marzdorf | 16 | 165 | 1 |
Schulzendorf | 8 | 213 | 6 |
Mellentin | 13 | 81 | 4 |
Stibbe | 18 | 104 | 10 |
Klein Nakel | 51 | 36 | 31 |
Harmelsdorf | 46 | 45 | 11 |
Gesamt | 281 | 1021 | 196 |
In der katholischen Umgebung von Tütz war die Zentrumspartei also mit Abstand die stärkste Kraft. Im gesamten Kreis Deutsch Krone sah das Ergebnis aber anders aus: Hier entfielen auf die Freikonservative-Partei mit dem Kandidaten Gamp (Massaunen) 3804 Stimmen, auf die Zentrumspartei mit dem Kandidaten Bredow (Zippnow) 3787 Stimmen, auf die Partei der Antisemiten 2562 Stimmen, auf die Freisinnige Partei mit dem Kandidaten Kühnemann (Bethkenhammer) 113 Stimmen, auf die Sozialdemokratische Partei mit dem Kandidaten Storch (Stettin) 46 Stimmen.
Gewinner der Wahl war der Oberregierungsrat Karl Gamp (* 24. November 1846 in Massaunen; † 13. November 1918 in Berlin, später von Gamp) vor dem Schulzengutbesitzer Albert Bredow aus Zippnow. Der Einspruch des Antisemiten von Mosch wurde abgelehnt. Gleichwohl zeigt die Wahl wie stark der Antisemitismus im Kreis Deutsch Krone schon damals war.
Wahlberechtigt waren bei der Wahl alle männlichen Einwohner, die älter waren als 21 Jahre. Die Original-Datei findet sich in der Digitalen Bibliothek München.