Beiträge zur Regionalgeschichte und Genealogie des Marzdorfer Landes

Die Erbpachtgerechtigkeit Neumann/Schulz (Teil 2)

Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 6 (1834-1937)

Der ersten Teil dieses Beitrag stellt die Geschichte des Grundstücks, das 1834 in Erbpacht an den früheren Schullehrer Lorenz Neumann vergeben wurde, bis ins Jahr 1840 dar. Lorenz Neumann hatte das Grundstück bereits 1836 seinem Sohn Martin überlassen, der es wiederum 1837 seinem Bruder, dem Stellmacher Lorenz Neumann, verkaufte. Der Besitzer des Marzdorfer Gutes, Stadtrichter Kloer, verzögerte diesen Kauf um anderthalb Jahre und steigerte dabei den Verkaufspreis, so dass Neumann die Gerichtskosten nicht zahlen konnten. Im Juni 1840 leitete das Patrimonialgericht in Marzdorf die Subhastation des Grundstückes ein.

In dieser Notlage entschloss sich Lorenz Neumann, rund die Hälfte seines Ackerlandes an den Bauern Stephan Robeck in Königsgnade zu verkaufen. Im Kaufvertrag, den Neumann und Robeck am 30. Juni 1840 in Tütz schlossen, wurde für den Acker, der »an der Brunkschen Grenze zum grünen Fließ mit Einschluß desselben«1Actum Tütz den 30. Juni 1840. In: A. a. O., Blatt 81 RS. – Stephan Robeck wird im Kaufvertrag fälschlich »Rohbeck« geschrieben. belegen war und auch zwei Wiesenstücke einschloss, ein Kaufgeld von 300 Taler verabredet, das sich wie folgt zusammensetzte:

  • aus einer Ablösung von 50 Taler für den Erbpachtkanon;
  • aus dem Laudenium von zehn Prozent des Kaufpreises, also 30 Taler;
  • aus 132 Taler für die Übernahme der Hypothek Kloers in Rubrik Ⅲ Nr. 2 des Grundbuches inklusive der Zinsen;
  • aus 54 Taler für die Übernahme der Hypothek des Freischulzen Storch in Rubrik Ⅲ Nr. 3 des Grundbuches inklusive der Zinsen;
  • aus 34 Taler, die Robeck bar an Neumann zahlen zu entrichten hatte.2Actum Tütz den 30. Juni 1840. In: A. a. O., Blatt 82 VS.
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Anmerkungen:

  • 1
    Actum Tütz den 30. Juni 1840. In: A. a. O., Blatt 81 RS. – Stephan Robeck wird im Kaufvertrag fälschlich »Rohbeck« geschrieben.
  • 2
    Actum Tütz den 30. Juni 1840. In: A. a. O., Blatt 82 VS.

Die Erbpachtgerechtigkeit Neumann/Schulz (Teil 1)

Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 6 (1834-1937)

Der dritte Beitrag in der Serie über die historischen Grund­akten im Archiwum Państwowe in Koszalin befasst sich mit der Akte Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nummer 6, die auf 233 einseitig paginierten Blättern die Erbpachtgerechtigkeit der Besitzerfamilien Neumann und Schulz behandelt1Sąd Obwodowy w Mirosławcu (Amtsgericht Märkisch Friedland): Marzdorf [Marcinkowice] Band I, Blatt 6 Seite 82 Besitzer: Felix Schulz, Laufzeit 1834-1937, Signatur 26/112/0/3/166 im AP Koszalin. – Im Folgenden zitiert als: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 6.. Der Originaltitel der Akte lautet:

»Grund und Beilage Acten des Partrimonial Gerichts Marzdorf betreffend die Berichtigung des Besitztitels von der in Marzdorf belegenen Erbpachts-Gerechtigkeit auf 42 Morgen 35 Ruthen Acker[,] 2 Morgen 16 Ruthen Wiesen [und] 127 Ruthen Gartenland im Hypothekenbuche sub № Ⅵ verzeichnet.«2A. a. O., Umschlag.

Titelblatt der Grundakte

Die vorliegende Grundakte ist von besonderem Interesse, weil sie in einigen Punkten an die bereits behandelten Akten anschließt und so einen Blick aus einer zweiten Perspektive erlaubt. Das älteste Dokument in der Akte ist der Erbpachtvertrag, den Carl Ferdinand Kloer am 19. Juni 1834 vor dem Patrimonialgericht in Marzdorf mit dem früheren Schullehrer Lorenz Neumann schloss. Die Ausgangssituation wird in Paragraf 1 des Vertrages wie folgt dargestellt:

»Es befindet sich der Lorenz Neumann seit mehreren Jahren im Besitze derjenigen Realitäten, welche der Bauer Stanislaus Kluck von hier zufolge des Regulirungs-Rezeßes vom 5. April 1826 an die hiesige Gutsherrschaft abzutreten verpflichtet ist.«3Erbpachtvertrag, verhandelt in Marzdorff am 19. Juni 1834. In: A. a. O., Blatt 13 VS.

Wie im ersten Beitrag dieser Reihe dargestellt, hatte der damalige Gutsherr von Marzdorf, Kalixtus von Grabski, im August 1808 den Kluck’sche Bauernhof – Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 1 – eingezogen und »eigenthümlich« an den Schullehrer Lorenz Neumann übergeben. Die Witwe Maria Kluck erhob dagegen Klage und bekam im Mai 1824 recht: Die Einziehung musste rückgängig gemacht werden. Zu diesem Zweck schloss von Grabski am 5. April 1826 einen Regulirungs- und Separations-Rezeß mit Stenzel Kluck, einem Sohn der Klägerin. Bei der Regulierung fiel  – wie es üblich war – ein Drittel des Bauernhofs an den Gutsherrn und zwei Drittel wurden zu bäuerlichem Eigentum.

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Anmerkungen:

  • 1
    Sąd Obwodowy w Mirosławcu (Amtsgericht Märkisch Friedland): Marzdorf [Marcinkowice] Band I, Blatt 6 Seite 82 Besitzer: Felix Schulz, Laufzeit 1834-1937, Signatur 26/112/0/3/166 im AP Koszalin. – Im Folgenden zitiert als: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 6.
  • 2
    A. a. O., Umschlag.
  • 3
    Erbpachtvertrag, verhandelt in Marzdorff am 19. Juni 1834. In: A. a. O., Blatt 13 VS.

Dreetz – zum Download

Dreetz am Böthinsee

Wie im Juli dieses Jahres berichtet, habe ich basierend auf den Grundbuchakten, die der unlängst verstorbene Leszek Ćwikliński im Archiwum Państwowe in Koszalin digitalisierte, eine längere Arbeit über das Gut Dreetz am Böthinsee verfasst. Diese Arbeit ist jetzt fertig gestellt und kann hier heruntergeladen werden.

Das kleine Buch beschreibt auf 132 Seiten die Entwicklung von Dreetz in den Jahren 1836 bis 1945 unter seinen häufig wechselnden Besitzern. Im Vorwort wird eine historische Einordnung versucht; ein Literaturverzeichnis sowie ein Orts- und Personenindex runden die Arbeit ab.

Das Buch wird in wenigen Exemplaren auch gedruckt werden. So lange der Vorrat reicht, kann eine gedruckte Ausgabe gegen einen Unkostenbeitrag von 10 Euro (inkl. Porto und Versand) bei mir bestellt werden. Man nutze dazu die Kommentarfunktion oder die E-Mail-Adresse im Impressum. Der Versand ist voraussichtlich ab Anfang Oktober 2024 möglich.

Ein Kopf für Johannes Nepomuk

Anfang August hat in Marcinkowice – dem früheren Marzdorf – ein Restauratoren-Team aus Toruń/Thorn mit umfangreichen Arbeiten begonnen, die bis in den Herbst dauern sollen. Die Hauptaufgabe der Denkmalschützer besteht in der Wiederherstellung der Bildsäule des heiligen Johannes Nepomuk an der Straße nach Lubiesz/Lubsdorf. Zusätzlich wird aber auch eine Bildsäule unmittelbar neben der Kirche restauriert, die der Überlieferung zufolge den heiligen Laurentius von Rom zeigt. Auftraggeber der Arbeiten ist der Konservator der Woiwodschaft Westpommern in Szczecin/Stettin.

Restauration bearbeitet die Bildsäule des heiligen Johannes Nepomuk in Marcinkowice
Eine Restauratorin bei der Arbeit. (Foto: Jarosław Ciechanowicz)
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Gut Dreetz am Böthinsee

Grundbuch Gut Marzdorf Band 1, Blatt Nr. 4 (1836-1928)

Zu den Archivalien, die der unlängst verstorbene Leszek Ćwikliński im Archiwum Państwowe in Koszalin digitalisierte, gehören vier umfangreichen Bände, die sich mit dem einstigen Vorwerk Dreetz befassen. Das Archiv ordnet diese Bände dem Bestand der Marzdorfer Grundakten zu, obgleich Dreetz im Verlauf des 19. Jahrhunderts schrittweise aus dem Marzdorfer Gutsverband ausschied und ab 1876 eigene Grundbücher führte.

Die vier Aktenfaszikel, die sich heute in Koszalin befinden, haben eine Laufzeit von 1836 bis 1928 und umspannen damit einen Zeitraum von nahezu hundert Jahren1Das Archiwum Państwowe in Köslin führt die vier Bände mit den Laufzeiten 1836-1855, 1857-1870, 1884-1896 und 1896-1928 unter den Signaturen 26/112/0/3/162 bis 165. Der letzte Band enthält eine Karte aus dem Jahr 1899. Die Digitalisate können von registrierten Benutzer auch auf metryki.genbaza.pl eingesehen werden.. Es handelt sich um die Bände Ⅰ, Ⅱ, Ⅳ und Ⅴ von einstmals sechs; es fehlen Band Ⅲ, der die Jahre von 1871 bis 1883 behandelt, und Band Ⅵ, der den Besitzstand zweifellos bis zum Jahr 1945 fortschrieb. Die Vielfalt an Informationen, die sich in den verbliebenen Bänden finden, lässt sich an dieser Stelle nicht in der gebotenen Kürze darstellen. Dieser Beitrag gibt daher nur eine kurze Einführung in die Geschichte von Dreetz, eine umfangreichere Darstellung ist in Vorbereitung.

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Anmerkungen:

  • 1
    Das Archiwum Państwowe in Köslin führt die vier Bände mit den Laufzeiten 1836-1855, 1857-1870, 1884-1896 und 1896-1928 unter den Signaturen 26/112/0/3/162 bis 165. Der letzte Band enthält eine Karte aus dem Jahr 1899. Die Digitalisate können von registrierten Benutzer auch auf metryki.genbaza.pl eingesehen werden.

Ein Koffer aus Königsgnade

Beim Entrümpeln des elterlichen Dachbodens fand meine Cousine Angela im Mai dieses Jahres einen alten Holzkoffer, der noch aus Königsgnade stammt. Offenbar nutzten meine Großeltern Hedwig und Martin Radke das Fundstück bis zu ihrem Tod, um amtliche Papiere und andere Unterlagen aufzubewahren, die das Behältnis heute bis fast zur Hälfte füllen. — Ich kann mich nicht entsinnen, den Koffer je vorher gesehen zu haben, obwohl der Dachboden meiner Tante, in deren Haus auch meine Großeltern lebten, ein beliebter Kinderspielplatz war. Meine Cousine erkannte ihn hingegen auf Anhieb; seine Existenz war ihr freilich längst entfallen.

Nach der Familienüberlieferung baute mein Großvater den Koffer, der etwa 50 mal 27 mal 17 Zentimeter mißt, im Winter 1945/46 aus Holzresten und dem Leder alter Pferdeschirre zusammen. Meine Großmutter hatte von einer Polin, die seit einiger Zeit mit im Haus der Familie wohnte, erfahren, dass die Deutschen aus Königsgnade ausgewiesen werden sollten. Meine Großeltern hofften nun, mit Hilfe einiger selbstgefertigter Transportmittel wenigstens einige Besitzstücke mit in die Fremde nehmen zu können.

Der Koffer aus Königsgnade
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Der Schmidt’sche Krug in Marzdorf

Grundbuch Marzdorf Band 1, Blatt Nr. 3 (1782-1893)

Der dritte Beitrag in der Serie über den Bestand an historischen Grundakten im Archiwum Państwowe in Köslin beschäftigt sich mit dem Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nummer 3, das auf 343 Blättern vom Kruggrundstück in Marzdorf handelt1Amtsgericht Märkisch Friedland: Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 3, Laufzeit 1782-1893, Signatur 26/112/0/3/161 im Archiwum Państwowe Koszalin. Die entsprechende Akte wurde mindestens einmal umgebunden. Die Bezeichnung auf Blatt 18 lautet »Patrimonialgericht zu Marzdorf: Grund und Beilage Acta zum Hypothequen Buch über den Krug in Marzdorf, Possessor Christoph Schmidt«. – Der Familienname wird in der Akte anfangs auch Schmitt oder Schmet geschrieben. Das Digitalisat kann von registrierten Benutzern auf der Webseite metryki.genbaza.pl eingesehen werden..

Das älteste Dokument in der Akte ist das »Privileg für den Gast-Krüger Martin Schmidt«, das Andreas Joseph von Tütz Tuczynski am 23. Oktober 1706 erteilte, in einer deutschen Übersetzung des Tützer interpres juratus J. Schievelbein aus dem Jahr 1712. Das Dokument findet sich in ähnlicher Form auch im Kontributionskataster von Marzdorf, deshalb wird hier auf die Wiedergabe verzichtet. Der Familie Schmidt diente das Privileg als Besitznachweis; in der Akte ist eine weitere Übersetzung durch Propst Michael Gramse aus dem Jahr 1821 enthalten2Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 3, a. a. O., Blatt 30 VS bis 31 RS bzw. 22 VS u. RS..

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Anmerkungen:

  • 1
    Amtsgericht Märkisch Friedland: Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 3, Laufzeit 1782-1893, Signatur 26/112/0/3/161 im Archiwum Państwowe Koszalin. Die entsprechende Akte wurde mindestens einmal umgebunden. Die Bezeichnung auf Blatt 18 lautet »Patrimonialgericht zu Marzdorf: Grund und Beilage Acta zum Hypothequen Buch über den Krug in Marzdorf, Possessor Christoph Schmidt«. – Der Familienname wird in der Akte anfangs auch Schmitt oder Schmet geschrieben. Das Digitalisat kann von registrierten Benutzern auf der Webseite metryki.genbaza.pl eingesehen werden.
  • 2
    Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 3, a. a. O., Blatt 30 VS bis 31 RS bzw. 22 VS u. RS.

Der Schmikowski’sche Freikossätenhof (Teil 2)

Grundbuch Marzdorf Band 1, Blatt Nr. 2 (1782-1904)

Der erste Teil dieses Beitrags stellte die Geschichte des Freikossätenhofs der Familie Schmikowski in Marzdorf bis ins Jahr 1838 dar. Dieser zweite Teil bringt die Fortsetzung bis ins Jahr 1904. Beide Teile nutzen als Quelle die Grundakte, die heute im Archiwum Państwowe in Köslin1Amtsgericht Märkisch Friedland: Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Laufzeit 1782-1904, Signatur 26/112/0/3/160 im Archiwum Państwowe Koszalin verwahrt wird.

Vermutlich im Jahr 1841 oder 1842 hatte der Hoferbe Johann Schmikowski Rosalia Günterberg geheiratet. Aus dieser Ehe sind acht Kinder bekannt:

  • August Schmikowski, geboren am 14. Oktober 18422General-Akten des Königlichen Amtsgerichts in Märk. Friedland betreffend die Kirchenbuchduplikate der Gemeinde Marzdorf 1823-1874. In: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 609/40, S. 140., gestorben 30. September 18513Ebenda, S. 201.;
  • Martin Schmikowski, geboren am 15. Januar 18454Ebenda, S. 149.;
  • Florian Schmikowski, geboren am 9. Februar 18475Ebenda, S. 167.;
  • Bernard Schmikowski, geboren am 10. Dezember 18496Ebenda, S. 181.;
  • August Schmikowski, geboren am 24. November 18527Ebenda, S. 211., gestorben 24. April 18538Ebenda, S. 221.;
  • Anton Schmikowski, geboren am 27. März 18549Ebenda, S. 227.;
  • Johann Schmikowski, geboren am 9. Januar 185710Ebenda, S. 253.;
  • Joseph Schmikowski, geboren am 7. März 186011Ebenda, S. 283..
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Anmerkungen:

  • 1
    Amtsgericht Märkisch Friedland: Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Laufzeit 1782-1904, Signatur 26/112/0/3/160 im Archiwum Państwowe Koszalin
  • 2
    General-Akten des Königlichen Amtsgerichts in Märk. Friedland betreffend die Kirchenbuchduplikate der Gemeinde Marzdorf 1823-1874. In: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 609/40, S. 140.
  • 3
    Ebenda, S. 201.
  • 4
    Ebenda, S. 149.
  • 5
    Ebenda, S. 167.
  • 6
    Ebenda, S. 181.
  • 7
    Ebenda, S. 211.
  • 8
    Ebenda, S. 221.
  • 9
    Ebenda, S. 227.
  • 10
    Ebenda, S. 253.
  • 11
    Ebenda, S. 283.

Der Schmikowski’sche Freikossätenhof (Teil 1)

Grundbuch Marzdorf Band 1, Blatt Nr. 2 (1782-1904)

Der zweite Beitrag in der Serie über den Bestand an historischen Grundakten im Archiwum Państwowe in Köslin beschäftigt sich mit dem Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nummer 2, das auf 244 Blättern den Freikossätenhof der Familie Schmikowski in Marzdorf handelt1Amtsgericht Märkisch Friedland: Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Laufzeit 1782-1904, Signatur 26/112/0/3/160 im Archiwum Państwowe Koszalin. Der Originaltitel auf dem Aktendeckel lautet: Grund und Hypothequen Beilage Acten des von Grabskischen Patromial Gerichts der Martzdorffschen Güter betreffend den hypothequarischen Zustand des im Dorfe Martzdorff unter der Nummer Ⅱ belegenen Koßätenhof nebst Zugehörigen des Possessors Johann Schmikowski. – Der Familienname wird in der Akte auch Smikoski, Schmikowsky oder Schmikoski geschrieben. Das Digitalisat kann von registrierten Benutzern auf metryki.genbaza.pl eingesehen werden.. Das Grundbuch ist so reich an Informationen, dass dieser Beitrag in zwei Teilen erscheinen muss.

Das älteste Dokument in der Akte ist das Privileg, das Andreas Joseph auf Tütz Tuczynski, der letzte Erbherr aus dem Geschlecht der Wedel, am 30. März 1717 für Martin Schmikowski ausstelle. Die Gerechtsame, die den Kauf eines »Kossäten-Ackers« in Marzdorf bestätigt, ist in zwei Übertragungen aus dem Polnischen vorhanden. Die erste erstellte der interpres juratus Schievelbein in Tütz 1762 für »Johann Schmikosken zu Marzdorf«2Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 20 VS bis 20 RS.; die zweite wurde am 30. November 1820 vom Marzdorfer Pfarrer Michael Gramse verfasst3Ebenda, Blatt 94 VS.. Da die Urkunde bislang nicht bekannt war, folgt hier der Wortlaut in der beglaubigten Übersetzung Gramses:

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Anmerkungen:

  • 1
    Amtsgericht Märkisch Friedland: Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Laufzeit 1782-1904, Signatur 26/112/0/3/160 im Archiwum Państwowe Koszalin. Der Originaltitel auf dem Aktendeckel lautet: Grund und Hypothequen Beilage Acten des von Grabskischen Patromial Gerichts der Martzdorffschen Güter betreffend den hypothequarischen Zustand des im Dorfe Martzdorff unter der Nummer Ⅱ belegenen Koßätenhof nebst Zugehörigen des Possessors Johann Schmikowski. – Der Familienname wird in der Akte auch Smikoski, Schmikowsky oder Schmikoski geschrieben. Das Digitalisat kann von registrierten Benutzern auf metryki.genbaza.pl eingesehen werden.
  • 2
    Grundbuch Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 2, Blatt 20 VS bis 20 RS.
  • 3
    Ebenda, Blatt 94 VS.

Der Kluck’sche Bauernhof in Marzdorf

Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 1 (1831-1888)

Für das Portal metryki.genbaza.pl hat Leszek Ćwikliński in diesem Herbst Grundbücher aus dem früheren Bestand des Amtsgerichts Märkisch Friedland digitalisiert, die heute im Archiwum Państwowe in Köslin verwahrt werden. Es handelt sich dabei um Aktenbestände, die das Gericht einst selbst ins Archiv aussonderte, weil die behandelten Grundstücke durch Verkauf, Zusammenlegung oder Parzellierung in der früheren Form nicht mehr bestanden. Unter den digitalisierten Büchern befinden sich zehn aus Brunk, zehn aus Königsgnade, 53 aus Marzdorf und vier aus Neu Prochnow. Da die Grundbücher eine Vielzahl an Informationen zur regionalen Wirtschafts- und Familiengeschichte enthalten, werde ich mich mit ihnen an dieser Stelle ausgiebiger befassen. Den Anfang macht dabei das Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 11Amtsgericht Märkisch Friedland: Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 1, Laufzeit 1831-1888, Signatur 26/112/0/3/159 im Archiwum Państwowe Koszalin. Der Original-Aktentitel lautet: Acten des Patrimonial Gerichts Marzdorf betreffend den hypothekarischen Zustand des im Dorfe Marzdorf belegenen, durch die Auseinandersetzung mit dem Gutsherrn eigenthümlich gewordenen, im Hypothekenbuche der Marzdorfschen bäuerlichen Grundstücke sub Nro I verzeichneten Bauernhofes. Hier ist der Link zum Digitalisat, das aber nur für registrierte Benutzer von metryki.genbaza.pl sichtbar ist., das auf 290 Blättern eine besonders tragische Geschichte erzählt.

Das älteste Dokument in der Akte ist ein Regulirungs- und Separations-Rezeß, der am 5. April 1826 in Marzdorf zwischen dem Gutsbesitzer Kalixtus v. Grabski und Stenzel Kluck abgeschlossen wurde2A. a. O., Blatt 17 bis 23. Der Vertrag stellt einen Sonderfall dar, denn eigentlich hatte die Regulierung der gutsherrschaftlichen und bäuerlichen Verhältnisse in Marzdorf schon im Jahr 1817 begonnen und war am 7. August 1822 durch die gerichtliche Vollziehung zum Abschluss gebracht worden3Ebenda, Blatt 17.. In diesem Verfahren, das die Dienstbauern und Kossäthen des Dorfes erstmals zu »erblichen Besitzern ihrer inhabenden Nahrungen«4Ebenda. machte, fand die Familie Kluck jedoch keine Erwähnung, denn Kalixtus von Grabski hatte den Dienstbauernhof, den Martin Kluck für das Rittergut bewirtschaftete, im August 1808 eingezogen und dem Schullehrer Lorenz Neumann »eigenthümlich überlaßen«5Ebenda. – Mehr zum Schullehrer Lorenz Neumann und seinem Sohn Johann findet sich hier..

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Anmerkungen:

  • 1
    Amtsgericht Märkisch Friedland: Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 1, Laufzeit 1831-1888, Signatur 26/112/0/3/159 im Archiwum Państwowe Koszalin. Der Original-Aktentitel lautet: Acten des Patrimonial Gerichts Marzdorf betreffend den hypothekarischen Zustand des im Dorfe Marzdorf belegenen, durch die Auseinandersetzung mit dem Gutsherrn eigenthümlich gewordenen, im Hypothekenbuche der Marzdorfschen bäuerlichen Grundstücke sub Nro I verzeichneten Bauernhofes. Hier ist der Link zum Digitalisat, das aber nur für registrierte Benutzer von metryki.genbaza.pl sichtbar ist.
  • 2
    A. a. O., Blatt 17 bis 23
  • 3
    Ebenda, Blatt 17.
  • 4
    Ebenda.
  • 5
    Ebenda. – Mehr zum Schullehrer Lorenz Neumann und seinem Sohn Johann findet sich hier.

Lubsdorf in der Gebäudesteuerrolle von 1897

Im Herbst des vergangenen Jahres digitalisierte Leszek Ćwikliński im Archiwum Państwowe w Koszalin einen umfangreichen Bestand an Grundsteuerakten des Katasteramts in Deutsch Krone, der inzwischen für registrierte Nutzer der Plattform metryki.genbaza.pl zugänglich ist. Unter den Akten befindet sich auch eine Gebäudesteuerrolle von Lubsdorf, die ursprünglich im Jahre 1897 angelegt und bis 1909 fortgeschrieben wurde. Im Archiv in Köslin trägt die Rolle die Signatur 26/75/0/1/16, auf Genbaza ist sie (für registrierte Nutzer) hier zu finden. Ich habe die Namen und die wichtigsten Angaben aus der Gebäudesteuerrolle in eine Tabelle übernommen, die einen Einblick in die sozialen Verhältnisse in Lubdorf an der Wende zum 20. Jahrhundert gibt. Leider sind ähnliche Rollen für Brunk, Königsgnade und Marzdorf nicht überliefert.

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Im Herbst des vergangenen Jahres digitalisierte Leszek Ćwikliński im Archiwum Państwowe w Koszalin einen umfangreichen Bestand an Grundsteuerakten des Katasteramts in Deutsch Krone, der inzwischen für registrierte Nutzer der Plattform metryki.genbaza.pl zugänglich ist. Unter den Akten befindet sich auch eine Gebäudesteuerrolle von Lubsdorf, die ursprünglich im Jahre 1897 angelegt und bis 1909 fortgeschrieben wurde. Im Archiv in Köslin trägt die Rolle die Signatur 26/75/0/1/16, auf Genbaza ist sie (für registrierte Nutzer) hier zu finden. Ich habe die Namen und die wichtigsten Angaben aus der Gebäudesteuerrolle in eine Tabelle übernommen, die einen Einblick in die sozialen Verhältnisse in Lubdorf an der Wende zum 20. Jahrhundert gibt. Leider sind ähnliche Rollen für Brunk, Königsgnade und Marzdorf nicht überliefert.

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Die Gestapo in Marzdorf

Der nachfolgende Bericht stammt aus dem Nachlass des Lehrers Hubert Rehbronn (1888-1976), der von 1913 bis 1945 an der katholischen Volksschule in Tütz unterrichtete. Hubert Rehbronn war ein Bruder des Marzdorfer Pfarrers Leo Rehbronn, der seit April 1935 zusammen mit einem weiteren Bruder – Richard Rehbronn – und der Schwester Hedwig im Pfarrhaus von Marzdorf lebte. Formal behandelt der Bericht einen angeblichen Verstoß gegen den Flaggenvererlass vom 12. März 1933, mit dem Reichspräsident Paul von Hindenburg verfügte, an offiziellen Feiertagen die Hakenkreuzflagge neben der schwarz-weiß-roten Flagge des Reiches zu hissen. Auch Kirchen unterlagen dieser Beflaggungspflicht, die von Fall zu Fall polizeilich angeordnet und kontrolliert wurde. Natürlich war die Frage der Flagge nur ein Symptom für den totalitären Anspruch der nationalsozialistischen Diktatur. Es ging darum, alle konkurrierenden Organisationen auszuschalten und dass gesamte gesellschaftliche Leben zu bestimmen. Als konkurrierende Organisation galt – gerade in den katholischen Gebieten des Kreises Deutsch Krone – auch die katholische Kirche.1Der Bericht von Hubert Rehbronn wird hier erstmals nach dem Typoskript veröffentlicht, das sich im Besitz von Ursula und Gottlieb Koltermann befindet. Beiden gilt mein herzlicher Dank.

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Anmerkungen:

  • 1
    Der Bericht von Hubert Rehbronn wird hier erstmals nach dem Typoskript veröffentlicht, das sich im Besitz von Ursula und Gottlieb Koltermann befindet. Beiden gilt mein herzlicher Dank.

Die Herrschaft Marzdorf bis 1810

Die Brüder Onufry und Kalikst Grabski, die sich seit 1802 im Besitz von drei Vierteln der Herrschaft Marzdorf befanden, waren zwar bereits am 26. Februar 1803 bzw. am 4. Mai 1804 großjährig geworden1Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156, Blatt 332., aber diese Tatsache wurde vom Pupillen Collegium in Posen erst im Juni 1805 bemerkt. Grund für die Verzögerung waren unterschiedliche Großjährigkeitsregeln in den preußischen Provinzen: Während in Südpreußen – wie das Posener Land damals hieß – die Majorennität mit dem 24. Lebensjahr erreicht wurde, war das in Westpreußen mit dem 21. Lebensjahr der Fall. Die Brüder Grabski lebten zwar in Südpreußen, hatten aber Besitz in Westpreußen, und da »niemand zugleich majorenn und minorenn seyn kann«2A. a. O., Blatt 330. entschied die Regierung in Berlin am 22. Juni 1805 sie in beiden Provinzen für großjährig zu erklären.

Die beiden Brüder hielten sich zu dieser Zeit in Halle an der Saale auf, wo sie sich im Mai 1803 an der Universität eingeschrieben hatten, um »Cameralia zu Ihrem Vergnügen«3Immatrikulation der Brüder v. Grabski am 14.05.1803. In: Universitätsarchiv der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Matrikelbücher 1791-1806, Signatur UAHW, Rep. 46, Nr. 7. Siehe dazu auch meine biographische Skizze über Kalixtus von Grabski hier. zu studieren. Als Heimatort hatten die Brüder bei der Immatrikulation Neustadt an der Warthe (heute: Nowe Miasto nad Wartą) angegeben und als Vormund »Maximilian von Grabski in Neustadt/Jabkowo«4Ebenda. benannt. Vermutlich setzten Onufry und Kalikst Grabski ihr Studium in Halle fort, bis im Oktober 1806 die Truppen Napoleons die Stadt besetzten und der Studienbetrieb zum Erliegen kam.

Immatrikulation der Gebrüder Grabski in Halle im Mai 1805.
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Anmerkungen:

  • 1
    Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156, Blatt 332.
  • 2
    A. a. O., Blatt 330.
  • 3
    Immatrikulation der Brüder v. Grabski am 14.05.1803. In: Universitätsarchiv der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Matrikelbücher 1791-1806, Signatur UAHW, Rep. 46, Nr. 7. Siehe dazu auch meine biographische Skizze über Kalixtus von Grabski hier.
  • 4
    Ebenda.

Die Erbschaftswirren 1782-1802 – Teil II

Der erste Teil dieser Arbeit behandelt die Erbauseinandersetzung um die Herrschaft Marzdorf, die im Juni 1782 mit dem Tod von Franciszka Krzycka einsetzte. Im Februar 1788 konnte deren Tochter Eleonora Wyganowska Marzdorf in einer öffentlichen Versteigerung erwerben, musste den Erwerb jedoch anschließend in einem Prozess gegen ihren Schwager, den Grafen Sigismund von Grudna-Grudzinski, behaupten. Als Eleonora Wyganowska im Februar 1795 starb, begann ein neuerlicher Erbstreit, der bis 1802 andauerte.

Anders als ihre Mutter hatte Eleonora Wyganowska ein Testament hinterlassen, das am 28. April 17951Eine zweisprachige Abschrift des Testaments und das Protokoll der Eröffnung findet sich in Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156, Blatt 230-236. in Bromberg vor dem Kriminalrat und Justizkommissar Johann Christoph Krakau2Krakau, vormals Richter und Stadtschreiber im sächsischen Liebstadt, wurde am 2. November 1772 zum Mandatarius fisci und Kriminalrat in Bromberg ernannt. (Max Bär: Westpreußen unter Friedrich dem Großen, Bd. 1, Leipzig 1909, S. 128.) Im preußischen Staatshandbuch für das Jahr 1796 war er (auf Seite 199) immer noch als »Criminalrath« in Bromberg aufgeführt, aber vor 1799 ebenda verstorben. eröffnet wurde. Krakau war der langjährige Rechtsbeistand der Verstorbenen; er hatte sie im Verfahren gegen den Grafen Grudna-Grudzinski vertreten und am 31. August 1787 bei der Niederschrift des Testaments als Curatus sexus mitgewirkt. Beim Testament handelte sich um ein gegenseitiges Vermächtnis der Eheleute; das Dokument war in polnischer Sprache abgefasst, eigenhändig unterschrieben, mehrfach besiegelt und enthielt »theils eine Disposition der v. Wyganowska […] theils eine Disposition des Anton Lodzia v. Wyganowski«. Der Gerichtsinterpretator Meckien fertigte nach der Verlesung eine Übersetzung ins Deutsche.

Erste Seite des Testaments von Eleonora Wyganowska
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Anmerkungen:

  • 1
    Eine zweisprachige Abschrift des Testaments und das Protokoll der Eröffnung findet sich in Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156, Blatt 230-236.
  • 2
    Krakau, vormals Richter und Stadtschreiber im sächsischen Liebstadt, wurde am 2. November 1772 zum Mandatarius fisci und Kriminalrat in Bromberg ernannt. (Max Bär: Westpreußen unter Friedrich dem Großen, Bd. 1, Leipzig 1909, S. 128.) Im preußischen Staatshandbuch für das Jahr 1796 war er (auf Seite 199) immer noch als »Criminalrath« in Bromberg aufgeführt, aber vor 1799 ebenda verstorben.

Die Erbschaftswirren 1782-1802

Als die letzte Erbherrin von Marzdorf, Gräfin Franciszka von Kottwitz-Krzycka, geborene Skoroszewska, am 27. Juni 1782 in Iwno bei Kostrzyn starb, begann eine Zeit der Erbschaftswirren, die rund zwei Jahrzehnte andauerte. Die Gräfin hinterließ ihren Erben zwar weit über 10.000 Hektar Landbesitz in den großpolnischen Bezirken Rawicz und Poznań und im preußischen Netzedistrikt, aber sie hinterließ kein Testament und keine Regelung zur Erbteilung.

Die Erben waren die beiden Söhne Onufry und Józef Krzycki, die Tochter Eleonora Józefata, verehelichte Grudzińska, sowie die beiden minderjährigen Kinder der bereits verstorbenen Tochter Teresa Katarzyna, ebenfalls verehelichte Grudzińska, Antoni und Józefa. Eleonora und Teresa Krzycka hatten die beiden Brüder Adam Józef und Zygmunt Ignacy Ksawery Grudziński geheiratet, der erstere war aber bereits 1779 verstorbenen. Auch der um 1760 geborene Józef Krzycki galt noch als minorenn, denn er lebte in Polen, wo die volle Großjährigkeit erst mit Erreichen des 30. Lebensjahres erreicht wurde.

Der dickste Brocken in der Hinterlassenschaft der Gräfin war zweifellos die Herrschaft Marzdorf, die damals mit Brunk, Dreetz, Lubsdorf, Mellentin, Ruschendorf, Stibbe und Strahlenberg allein etwa 8.500 Hektar1Der gesamte Besitz war zu jener Zeit noch unvermessen; die Größen werden näherungsweise nach dem General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer in Norddeutschland, Band IV (Westpreußen), Berlin 1872 und dem Adressbuch des Grundbesitzes im Großherzogthum Posen, Berlin 1872 angegeben. maß. Hinzu kamen in Großpolen die kleineren Gutskomplexe um Iwno (rund 1.500 Hektar) sowie um Sielec bei Jutrosin – zu dem auch Groß Łęka, Osiek, Wilkonice und Zaorle gehörten – mit insgesamt etwa 3.000 Hektar. Den Gesamtwert des Besitzes in Großpolen schätzte Onufry Krzycki 1782 auf 240.000 polnische Gulden2Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156, Blatt 18., also 80.000 preußische Taler. Den Marzdorfer Besitz veranschlagte er auf 109.000 Taler3Ebenda, Blatt 16.. Selbst wenn diese Angaben zu hoch gegriffen waren, galt es jedenfalls ein Vermögen zu verteilen.

Kirchenbuchauszug über den Tod von Franciszka Krycka, die 1788 im Alter von etwa 55 Jahren in Iwno verstarb und in der Kirche des Reformaten-Klosters in Görchen begraben wurde.
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Anmerkungen:

  • 1
    Der gesamte Besitz war zu jener Zeit noch unvermessen; die Größen werden näherungsweise nach dem General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer in Norddeutschland, Band IV (Westpreußen), Berlin 1872 und dem Adressbuch des Grundbesitzes im Großherzogthum Posen, Berlin 1872 angegeben.
  • 2
    Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156, Blatt 18.
  • 3
    Ebenda, Blatt 16.