Beiträge zur Regionalgeschichte und Genealogie des Marzdorfer Landes

Die Herrschaft Marzdorf im Jahr 1782 – Teil Ⅱ

Im Jahr 1782 begann der preußische Staat mit der Einrichtung des ritterschaftlichen Hypothekenwesens für den Marzdorfer Güterkomplex. In Teil Ⅰ dieser Arbeit gab ich ein umfangreiches Dokument wieder, das Onuphrius von Krzycki am 25. Oktober 1782 dem westpreußische Hofgericht in Bromberg übersandte, um den Umfang und die Eigentumsverhältnisse des Marzdorfer Besitzes darzulegen. Bereits am 28. Oktober 1782 forderte das Hofgericht die Kreis-Justiz-Kommission in Schneidemühl auf, »binnen 3 Wochen«1Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156, Blatt 9. vor Ort weitere Informationen einzuholen.

In Schneidemühl war der Kreis-Justiz-Actuarius Christoph Zacha (1757-1813) mit der Angelegenheit befasst. Zacha wurde als Sohn eines Kürschnermeisters in Saalfeld [heute: Zalewo] im Kreis Mohrungen geboren, hatte das Gymnasium in Elbing sowie die Universität in Königsberg besucht und erlebte nach 1778 in der preußischen Bürokratie – auch aufgrund seiner polnischen Sprachkenntnisse – einen raschen Aufstieg, in dessen Folge er 1790 nobilitiert wurde2Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740-1806/15, München 2009, S. 1134. – Straubel datiert den Eintritt Zachas in die Schneidemühler Kreis-Justiz-Kommission irrtümlich erst auf das Jahr 1784.. In einem Schreiben vom 10. November 1782 setzte Zacha einen Ortstermin auf den 19. November in Marzdorf an:

»Vigore Commissionis Eines Königl. West Preuß. Hof Gerichts mache ich denen Erben der verstorbenen Frau Castellanin von Kottwitz Krzyka geborene von Skorzewska hierdurch bekannt, daß ich zur Regulirung des Hypothequen Wesens deren Matzdorffschen3Zacha schrieb in den Akten grundsätzlich Matzdorff, der ortsansässige Administrator Polzin hingegen Marzdorf. In dem unten zitierten Protokoll findet sich nur zu Beginn die Schreibweise Matzdorff, im weiteren Verlauf schrieb Protokollführer Müller durchgängig Martzdorff. Güter Terminium auf den 19ten November d. J. zu Matzdorf angesezet habe. – An diesem Tage werden sämtliche Erben der genannten Defuncta in bestimmten Orte sich einfinden und über folgende Umstände ausführliche und bestimmte Data angegeben […]«4Acta des Amtsgerichts …, a. a. O., Blatt 19.

Im Folgenden listete Zacha neun Punkte auf, zu denen er »Assignationes und Relationes, […] Quittungen über gezahlte Kaufgelder, Testamente, Decrete und Testate, Ordinationes familiarum […], Renuntiations-Acten […], Schuld-Verschreibungen, Cautiones, Notate« und sonstige Dokumente »sorgfältig geordnet«5A. a. O., Blatt 20. verlangte. Die einzelnen Punkte umfassten die Besitzrechte und die Nutzung der Güter, aber auch bestehende Versicherungen, Verpflichtungen und etwaige Stiftungen, die auf ihnen lasteten.

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Anmerkungen:

  • 1
    Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156, Blatt 9.
  • 2
    Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740-1806/15, München 2009, S. 1134. – Straubel datiert den Eintritt Zachas in die Schneidemühler Kreis-Justiz-Kommission irrtümlich erst auf das Jahr 1784.
  • 3
    Zacha schrieb in den Akten grundsätzlich Matzdorff, der ortsansässige Administrator Polzin hingegen Marzdorf. In dem unten zitierten Protokoll findet sich nur zu Beginn die Schreibweise Matzdorff, im weiteren Verlauf schrieb Protokollführer Müller durchgängig Martzdorff.
  • 4
    Acta des Amtsgerichts …, a. a. O., Blatt 19.
  • 5
    A. a. O., Blatt 20.

Die Herrschaft Marzdorf im Jahr 1782

Vorbemerkung

Im März 1777 begann der preußische Staat im neu »aquirierten« Netzedistrikt mit der Einrichtung des ritterschaftlichen Hypothekenwesens, die ein Jahrzehnt später mit der Gründung der Westpreußischen Landschaft ihren Abschluss fand. Die Maßnahme geschah im Interesse des grundbesitzenden Adels, der damit rechtsverbindliche Besitztitel und staatlich abgesicherten Zugang zu zinsstabilen Krediten erhielt. Im Archiwum Państwowe in Köslin wird eine umfangreiche Akte des Amtsgerichts Märkisch Friedland verwahrt, die ursprünglich vom westpreußischen Hofgericht in Bromberg geführt wurde1Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156.. Die Akte behandelt die Einrichtung des Hypothekenwesens in der Herrschaft Marzdorf in den Jahren 1782 bis 1810 und ist eine wertvolle Quelle zur Lokal- und Reginalgeschichte des Deutsch Kroner Landes.

Marzdorf gehörte zu den vielen kleineren Herrschaften im Netzedistrikt, die ihren Besitzern »gegen vier bis sechs Tausend Thaler«2August Karl Holsche: Der Netzdistrikt ein Beytrag zur Länder- und Völkerkunde mit statistischen Nachrichten, Königsberg 1793, S. 209f. pro Jahr einbrachten und zwischen 100.000 und 150.000 Taler Wert waren. Bereits am 27. März 1777 hatte die Besitzerin der Herrschaft, Franciszka z Skoroszewskich Krzycka, ihrem Administrator Andreas Polzin eine umfassende Vollmacht zur »Einrichtung und Beantwortung der Puncten des Hypothequen-Wesens meiner Marzdorfschen Güter«3Acta des Amtsgerichts …, a. a. O., Blatt 29. erteilt. Franciszka von Krzycka lebte selbst nicht in Marzdorf; sie besaß mehrere weiteren Gutsherrschaften in Polen, in denen sie sich meist aufhielt. Die eigentliche Hypothekenakte beginnt am 25. Oktober 1782 als ihr Sohn Onuphrius von Krzycki dem Hofgericht in Bromberg mitteilte, seine Mutter sei »im Julio in Pohlen«4Laut Totenschein starb Franciszka von Krzycka am 25. Juni 1782 in Iwno im Posener Land. Acta des Amtsgerichts …, a. a. O., Blatt 121. verstorben, und »allerunterthänigst« um die »Bewilligung des Hypothequen Wesens« und des »Titulum Possessionis« für die »Marzdorfschen Erbgüter«5Acta des Amtsgerichts …, a. a. O., Blatt 10 u. 11. bat. Seinem Brief legte von Krzycki eine umfangreiche Schilderung der Verhältnisse in Marzdorf 6Acta des Amtsgerichts …, a. a. O., Blatt 12 bis 18. bei, die vermutlich Administrator Polzin erstellt hatte, und die ich im Folgenden wortgetreu wiedergebe.

Titelblatt der Hypotheken-Akte
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Anmerkungen:

  • 1
    Acta des Amtsgerichts in Märkisch Friedland betr. die Einrichtung des Hypothekenwesens von dem zum Marzdorfschen Schlüssel gehörigen Allodial-Rittergute Marzdorf und dem dazu gehörigen Vorwerke Dreetz im Jahr 1782, Laufzeit 1782-1810, Fundort: Archiwum Państwowe w Koszalinie, Signatur 26/112/0/3/156.
  • 2
    August Karl Holsche: Der Netzdistrikt ein Beytrag zur Länder- und Völkerkunde mit statistischen Nachrichten, Königsberg 1793, S. 209f.
  • 3
    Acta des Amtsgerichts …, a. a. O., Blatt 29.
  • 4
    Laut Totenschein starb Franciszka von Krzycka am 25. Juni 1782 in Iwno im Posener Land. Acta des Amtsgerichts …, a. a. O., Blatt 121.
  • 5
    Acta des Amtsgerichts …, a. a. O., Blatt 10 u. 11.
  • 6
    Acta des Amtsgerichts …, a. a. O., Blatt 12 bis 18.

Kalixtus von Grabski 1783-1835

Teil 3 – Weiteres Unglück und früher Tod

Kalixtus von Grabski war als Nachfahre der Tützer Wedel (Wedel-Tuczyński) der letzte Erbherr der Herrschaft Marzdorf. Teil 1 dieser biografischen Skizze behandelt sein Leben bis ins Jahr 1818; Teil 2 berichtet vom Verlust der Marzdorfer Güter, die nach der Zwangsversteigerung im Sommer 1833 an Carl Friedrich Kloer fielen.

Nach dem Johannistag 1833 übersiedelte Kalixtus von Grabski mit seiner Familie nach Tütz, wo Carl von Hartmann, ein Bruder seiner Frau, noch einen kleinen Besitz von »14 Morgen Sandboden«1E. J. Krefft: Aus der Pfarrchronik von Marzdorf. In: Das Archiv, Nr. 6, August 2020. S. 9. besaß. Grabski kam jedoch nicht bei diesem Verwandten unter, sondern mietete sich in »dem Johann Hagen seinem Haus«2Johannes Dreger: Als einst das Großfeuer in Tütz wütete. In: Deutsch Kroner und Schneidemühler Heimatbrief, Nr. 10, Oktober 1957, S. 11. ein, das gegenüber der jüdischen Synagoge in der Stadtmitte lag.

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Anmerkungen:

  • 1
    E. J. Krefft: Aus der Pfarrchronik von Marzdorf. In: Das Archiv, Nr. 6, August 2020. S. 9.
  • 2
    Johannes Dreger: Als einst das Großfeuer in Tütz wütete. In: Deutsch Kroner und Schneidemühler Heimatbrief, Nr. 10, Oktober 1957, S. 11.

Kalixtus von Grabski 1783-1835

Teil 2 – Der Verlust der Marzdorfer Güter

Kalixtus von Grabski war als Nachfahre der Tützer Wedel (Wedel-Tuczyński) der letzte Erbherr der Herrschaft Marzdorf. Teil 1 dieser biografischen Skizze behandelt sein Leben bis ins Jahr 1818. Nach dem Ende der napoleonischen Kriege hatte Grabski Ernestine von Hartmann geheiratet und sich als Gutsherr in Marzdorf niedergelassen.

Grabskis Hauptprojekt in jenen Jahren war die Modernisierung des Marzdorfer Guts, wozu notwendigerweise die Durchführung der Bauernbefreiung gehörte. Nach eigener Aussage war Grabski »einer der ersten in hiesiger Provinz, der im Jahre 1814 auf die Regulirung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse anfrug«1Brief Grabskis an Friedrich Wilhelm III. vom 3. April 1832. In: Königliches Civil-Kabinet: Reclamationen des Gutsbesitzers von Grabski, GStA PK, 1. HA, Rep. 89, Nr. 30899, Blatt 64.. Da das Regulierungs-Edikt vom September 1811 aber erst im Mai 1816 um eine Ausführungsdeklaration ergänzt wurde, verschob sich der Prozeß der Auflösung der feudalen Bindungen in Marzdorf bis in den Januar 1817. Eine detailreiche Schilderung der Umsetzung findet sich in der Pfarrchronik von Marzdorf2E. J. Krefft: Aus der Pfarrchronik von Marzdorf. In: Das Archiv, Nr. 6, August 2020. S. 10-15..

Grabski hatte sich entschlossen, das Gut und die Bauernwirtschaften in seiner Herrschaft räumlich zu trennen; er erbaute daher ein komplettes neues Dorf »aus 25 Bauerngehöften mit 30 Feuerstellen und beinahe 100 Gebäuden bestehend« auf der offenen Feldmark. Er nannte das Dorf, das »zu den schönsten in der Provinz gezählt werden mag«, Königsgnade, »in dem Vertrauen, daß die Gnade meines Allerdurchlauchtigsten Königs und Herren es mir möglich machen werde, mich dereinst der Früchte dieser Anlage zu erfreuen«3Brief Grabskis an Friedrich Wilhelm III. vom 3. April 1832, a. a. O., Blatt 64 Rückseite.. Pfarrer Krefft argwöhnte in der Pfarrchronik hinter der Aussiedlung der Marzdorfer Bauern den Einfluss von Ernestine von Grabski, die als »glühende Protestantin allen katholischen Bauern befahl, an die Grenzen des Gutes zu ziehen«4Krefft, Pfarrchronik, a. a. O., S. 9. – aber das ist kaum mehr als eine Unterstellung. Ablösung und Austuung waren die beiden Grundprinzipien der Eigentumsverleihung in Preußen; eine Trennung von Gutsbetrieb und bäuerlichen Wirtschaften machte ökonomisch Sinn und wurde auf vielen anderen Gütern ebenso durchgeführt5Interessant ist in diesem Zusammenhang die Darstellung der Herrschaft Groß Bellschwitz, die der Familie von Brünneck gehörte, in Benno Martiny: Fünfzig Jahre der Landwirthschaft Westpreußens. 1872, S. 120., S 285-306.. Ein Beispiel findet sich gleich in der unmittelbaren Nachbarschaft: Auch der Besitzer von Prochnow, Landrat von Germar, siedelte die freigewordenen Bauern seines Gutes im Verlauf der 1820er Jahre in das neugegründete Neu-Prochnow aus6Sigfrid Schneider: Die geographische Verteilung des Großgrundbesitzes im östlichen Pommern und ihre Ursachen, Leipzig 1942, S. 47..

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Anmerkungen:

  • 1
    Brief Grabskis an Friedrich Wilhelm III. vom 3. April 1832. In: Königliches Civil-Kabinet: Reclamationen des Gutsbesitzers von Grabski, GStA PK, 1. HA, Rep. 89, Nr. 30899, Blatt 64.
  • 2
    E. J. Krefft: Aus der Pfarrchronik von Marzdorf. In: Das Archiv, Nr. 6, August 2020. S. 10-15.
  • 3
    Brief Grabskis an Friedrich Wilhelm III. vom 3. April 1832, a. a. O., Blatt 64 Rückseite.
  • 4
    Krefft, Pfarrchronik, a. a. O., S. 9.
  • 5
    Interessant ist in diesem Zusammenhang die Darstellung der Herrschaft Groß Bellschwitz, die der Familie von Brünneck gehörte, in Benno Martiny: Fünfzig Jahre der Landwirthschaft Westpreußens. 1872, S. 120., S 285-306.
  • 6
    Sigfrid Schneider: Die geographische Verteilung des Großgrundbesitzes im östlichen Pommern und ihre Ursachen, Leipzig 1942, S. 47.

Kalixtus von Grabski 1783-1835

Teil 1 – Jugend und Heirat

Der letzte Erbherr der Herrschaft Marzdorf verleitet zu vorschnellen Urteilen. Schon die Zeitgenossen – so der preußische Staatsmann Theodor von Schön – steckten ihn rasch in eine Schublade, in der ihn die Historiker des Deutsch Kroner Landes später endgültig fixierten. Sie alle schlossen vom Namen auf die Nationalität und von dieser auf die Gesinnung, die sie, je nach Standpunkt, negativ oder positiv werteten. Bei diesem Verfahren wurde aus dem letzten Erbherrn des Marzdorfer Guts entweder ein untüchtiger polnischer Gutsherr1K. Hunger: Geschichte des Dorfs Brunk. Semesterarbeit, Beuthen 1936, S. 45. oder aber ein polnischer antipreußischer Patriot2L. Bąk: Ziemia Wałecka w dobie reformacji i kontrreformacji w XVI–XVIII w. [Reformation und Gegenreformation im Deutsch Kroner Land vom 16. bis 18. Jahrhundert]. Piła 1999, S. 18..

Bei näherem Hinsehen ist jedoch schon die erste Stufe der angeblichen Kausalität nicht ganz trittfest. In den – im übrigen ausnahmslos deutschsprachigen – Briefen und Dokumenten, die vom letzten Marzdorfer Erbherrn überliefert sind, ist der Name keinesfalls eindeutig, denn sie weisen die folgenden Unterschriften auf: Im Jahr 1803 Maximilian Joseph Kalixt v. Grabski 3Immatrikulation der Brüder v. Grabski am 14.05.1803. In: Universitätsarchiv der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Matrikelbücher 1791-1806, Signatur UAHW, Rep. 46, Nr. 7., 1822 Kalixtus v. Grabsky4Dienstbrief für den Schullehrer Johann Neumann vom 17.07.1822, in: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA PK) in Berlin, Signatur HA XIV, Rep. 181, Nr. 8839, Seite 142., 1830 K. von Grabsky5Königl. Preußische Regierung zu Marienwerder: Acta das Hospital in Martzdorff betreffend. LDS-Film 008464556, S. 265., 1832 Kalixtus v. Grabski6Brief Grabskis an Friedrich-Wilhelm III., König von Preußen vom 3.04.1832, in: GStA PK, Signatur I. HA, Rep. 89, Nr. 30899, Blatt 67 (Rückseite).. In der Todesnachricht im Deutschen Nekrolog von 1837, die zweifellos von der Familie initiiert war, wird er als Jos. Calixtus Maximil. Grabo v. Grabski7Neuer Nekrolog der Deutschen. [Hrsg.: Bernhard Friedrich Voigt], 13. Jahrgang: 1835, Zweyter Theil, Weimar (Voigt) 1837, S. 1217. bezeichnet. Eine polnische Schreibweise des Namens findet man erst in der Gegenwart; sie hat sich allerdings über das Internet durchgesetzt, wo der Name durchgängig Kalikst Józef Maksymilian z Grabu Grabski 8So bei S. J. Plewako: Kalikst Józef Maksymilian z Grabu Grabski. Internetadresse: http://www.grabski.plewako.pl/. Dieser Webseite wurden auch die genealogischen Angaben entnommen, die jedoch auch an anderer Stelle (z.B. https://www.sejm-wielki.pl/) zu finden sind. Plewako ist ein direkter Nachfahr von Kalixtus von Grabski. geschrieben wird.

Todesanzeige im »Neuen Nekrolog der Deutschen«, Januar 1835
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Anmerkungen:

  • 1
    K. Hunger: Geschichte des Dorfs Brunk. Semesterarbeit, Beuthen 1936, S. 45.
  • 2
    L. Bąk: Ziemia Wałecka w dobie reformacji i kontrreformacji w XVI–XVIII w. [Reformation und Gegenreformation im Deutsch Kroner Land vom 16. bis 18. Jahrhundert]. Piła 1999, S. 18.
  • 3
    Immatrikulation der Brüder v. Grabski am 14.05.1803. In: Universitätsarchiv der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Matrikelbücher 1791-1806, Signatur UAHW, Rep. 46, Nr. 7.
  • 4
    Dienstbrief für den Schullehrer Johann Neumann vom 17.07.1822, in: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA PK) in Berlin, Signatur HA XIV, Rep. 181, Nr. 8839, Seite 142.
  • 5
    Königl. Preußische Regierung zu Marienwerder: Acta das Hospital in Martzdorff betreffend. LDS-Film 008464556, S. 265.
  • 6
    Brief Grabskis an Friedrich-Wilhelm III., König von Preußen vom 3.04.1832, in: GStA PK, Signatur I. HA, Rep. 89, Nr. 30899, Blatt 67 (Rückseite).
  • 7
    Neuer Nekrolog der Deutschen. [Hrsg.: Bernhard Friedrich Voigt], 13. Jahrgang: 1835, Zweyter Theil, Weimar (Voigt) 1837, S. 1217.
  • 8
    So bei S. J. Plewako: Kalikst Józef Maksymilian z Grabu Grabski. Internetadresse: http://www.grabski.plewako.pl/. Dieser Webseite wurden auch die genealogischen Angaben entnommen, die jedoch auch an anderer Stelle (z.B. https://www.sejm-wielki.pl/) zu finden sind. Plewako ist ein direkter Nachfahr von Kalixtus von Grabski.

St. Katharina und Marzdorf

Die Marzdorfer Pfarrkirche St. Katharina gehört zu den ältesten im Deutsch Kroner Land. Die heutige Kirche erbaute der Tützer Grundherr Christoph von Wedell im Jahre 1627; der Posener Bischof Adalbert Tholibowski konsekrierte sie 16601Geschichte der katholischen Kirchengemeinde Marzdorf auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Familienforscher (AgOFf).. Mehrere Anbauten sind bekannt, so wurde die Kirche im Jahr 1910 durch eine Küsterei erweitert2Patronatslasten Marzdorf, Aufstellung in Acta der Königlich Preuss. Regierung in Marienwerder betreffend die Bauten bei der Schule in Königsgnade, Kreis Dt. Krone – 1887-1936, Archiwum Państwowe w Poznaniu Oddział w Pile, Signatur: 55/907/0/2.1.2.3/4585, unpaginiert..

Die heutige Kirche hatte gewiss mehrere Vorgängerbauten, denn bereits im Neumärkischen Landbuch von 1337 wird von einer »sehr alten Kirche« im damaligen Martinsdorp gesprochen und dem Ortspfarrer waren vier der 64 Hufen des Ortes zugeteilt3Georg Wilhelm von Raumer: Die Neumark Brandenburg im Jahre 1337, Berlin 1837, S. 105.. Ob auch die früheren Kirchenbauten der Heiligen Katharina geweiht waren, ist ungewiss, aber nach den Erkenntnissen der Kulturwissenschaftlerin Dagmar Jestrzemski sehr wahrscheinlich. Jastrzemski hat erforscht, dass das Stormaner Rittergeschlecht der von Wedel bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts die Heilige Katharina aus Alexandrien zur Familienpatronin erwählte. Das sogenannte Katharinenrad – eigentlich ein Richtrad – findet sich seit dieser Zeit in Wappen und Siegel der Familie4Dagmar Jestrzemski: Katharina von Alexandrien. Die Kreuzritter und ihre Heilige, Berlin (Lukas) 2010..

Siegel des Hinricus de Wedele um 1322 (Bildquelle: Wikipedia)
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Anmerkungen:

  • 1
    Geschichte der katholischen Kirchengemeinde Marzdorf auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Familienforscher (AgOFf).
  • 2
    Patronatslasten Marzdorf, Aufstellung in Acta der Königlich Preuss. Regierung in Marienwerder betreffend die Bauten bei der Schule in Königsgnade, Kreis Dt. Krone – 1887-1936, Archiwum Państwowe w Poznaniu Oddział w Pile, Signatur: 55/907/0/2.1.2.3/4585, unpaginiert.
  • 3
    Georg Wilhelm von Raumer: Die Neumark Brandenburg im Jahre 1337, Berlin 1837, S. 105.
  • 4
    Dagmar Jestrzemski: Katharina von Alexandrien. Die Kreuzritter und ihre Heilige, Berlin (Lukas) 2010.

Die Schulzen

Dienstsiegel des Schulzenamts Königsgnade

An der Spitze der Landgemeinden im Deutsch Kroner Land stand traditionell ein Schulze, der als Mittelsmann zwischen Dorfbevölkerung und Gutsherrschaft fungierte. In der polnischen Zeit wurden die Pflichten und Rechte der Schulzen in individuell formulierten Privilegien festgelegt, die auf Lebenszeit galten und an Nachkommen vererbt werden konnten. Es sind aus jener Zeit zwei Schulzenprivilegien1Beide Privilegien befinden sich in den Klassifikationsanschlägen des Amtes Märkisch Friedland, die im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz unter der Signatur II. HA GD, Abt. 9, Polizeiverwaltung Tit. 85, Nr. 7 verwahrt werden und nun auch online zugänglich sind. überliefert: Das für Christoph Boczanski auf dem Lubsdorfer Schulzengut Lubshof aus dem Jahr 17232Privileg in deutscher Sprache ausgestellt von Marianna von Tuczynska Radonska, a. a. O., Blatt 193 ff. und das für den Brunker Schulzen Jakob Polcyn aus dem Jahr 17663Privileg in polnischer Sprache ausgestellt von Antoni z. Krzycka Krzycki, a. a. O., Blatt 18 ff.. Beide Privilegien beinhalten lokale Ordnungsfunktionen und verpflichten die Schulzen zur bewaffneten Grenzverteidigung, unterscheiden sich sonst aber deutlich. Während der Brunker Schulze Polcyn die Bewirtschaftung des herrschaftlichen Guts und die Ablieferung von Steuern und Abgaben zu überwachen hatte, konnte Boczanski mehr oder minder frei wirtschaften, denn für Verwaltungsaufgaben war im Dorf ein zusätzlicher Lehnschulze eingesetzt.

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Anmerkungen:

  • 1
    Beide Privilegien befinden sich in den Klassifikationsanschlägen des Amtes Märkisch Friedland, die im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz unter der Signatur II. HA GD, Abt. 9, Polizeiverwaltung Tit. 85, Nr. 7 verwahrt werden und nun auch online zugänglich sind.
  • 2
    Privileg in deutscher Sprache ausgestellt von Marianna von Tuczynska Radonska, a. a. O., Blatt 193 ff.
  • 3
    Privileg in polnischer Sprache ausgestellt von Antoni z. Krzycka Krzycki, a. a. O., Blatt 18 ff.

Czesław Piskorski und Marzdorf

Jantarowe Szlaki

Im Januar 1980 veröffentlichte Czesław Piskorski in der Zeitschrift Jantarowe Szlaki1Czesław Piskorski: Marcinkowice – jedna z siedzib rodu Wedlów-Tuczyńskich (Marzdorf – einer der Sitze der Familie Wedel-Tuczyński). In: Jantarowe Szlaki, Kwartalnik Turystiyczno-Krajonznawczy, Województw Północnych, Rok XXIII, Nr. 1 (175), Styczeń-Marzec 1980, S. 33 bis 37. eine umfangreiche Reportage über das Dorf »Marcinkowice in der Woiwodschaft Piła« – es handelt sich dabei um Marzdorf, dessen früherer Name freilich nirgends erwähnt wird. Jantarowe Szlaki (zu deutsch: Bernsteinpfade) war zu jener Zeit das viel gelesene Organ des polnischen Tourismusverbandes PTTK und Piskorski (1915–1987) ein angesehener Reisebuchautor. Das touristische Interesse am kleinen Dorf Marcinkowice mag heute verwundern, aber in den 1980er Jahren waren reiselustige Polen zwangsläufig auf das eigene Land beschränkt und die Region um Tuczno (Tütz) galt als beliebtes Urlaubsziel.

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Anmerkungen:

  • 1
    Czesław Piskorski: Marcinkowice – jedna z siedzib rodu Wedlów-Tuczyńskich (Marzdorf – einer der Sitze der Familie Wedel-Tuczyński). In: Jantarowe Szlaki, Kwartalnik Turystiyczno-Krajonznawczy, Województw Północnych, Rok XXIII, Nr. 1 (175), Styczeń-Marzec 1980, S. 33 bis 37.

Häusler, Bauern und Kossäten

Archiv 10

Die Artikelfolge zu den Kirchenbuch-Duplikaten von Marzdorf, die im Dezember an dieser Stelle veröffentlicht wurde, ist mittlerweile – leicht überarbeitet – als Nummer 10 des Archivs erschienen und kann hier heruntergeladen werden. In dem Heft wird versucht, die demografischen und sozialen Entwicklungen in der Pfarre Marzdorf zwischen 1823 und 1874 nach den Eintragungen im Kirchenbuch darzustellen.

Die Kirchenbuch-Duplikate habe ich vollständig abgeschrieben und in einer Excel-Arbeitsmappe zusammengefasst. Diese Datei werde ich bei Interesse per Mail versenden. Eine Möglichkeit zum Download kann ich nicht anbieten, da es sich um eine offene Datei handelt.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein glückliches und friedfertiges Neues Jahr. Wszystkim życzymy szczęśliwego i pomyślnego Nowego Roku. Happy New Year to all of you.

Die Pfarre Marzdorf 1823-1874 – Teil III

Das Allgemeine Landrecht von 1794 verlangte bei allen Eintragungen ins Kirchenbuch zwingend die Angabe des Standes der Eltern, der Verstorbenen und der jeweiligen Zeugen. Diese Informationen finden sich auch in den Kirchenbuch-Duplikaten, was Rückschlüsse auf die gesellschaftliche Struktur der Marzdorfer Pfarre ermöglicht. Allerdings sind die Standesbegriffe, die in den Zweitschriften gebraucht werden, äußerst vielfältig und wenig konsistent. Allein in den Duplikaten der Taufbücher der Jahre 1823 bis 1874 lassen sich bei insgesamt 2 764 Einträgen 116 unterschiedliche Standesangaben in deutscher und lateinischer Sprache zählen.

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Die Pfarre Marzdorf 1823-1874 – Teil I

Die Duplikate der Kirchenbuchs der katholischen Pfarre Sankt Katharina in Marzdorf, die im Archiwum Państwowe in Koszalin verwahrt werden, wurden bereits im Oktober 2014 durch den Fotografen Leszek Ćwikliński digitalisiert. Seit dem Frühjahr dieses Jahr sind die 304 doppelseitigen Bilddateien, die Ćwikliński fertigte, auf dem genealogischen Web-Portal metryki.genbaza.pl öffentlich zugänglich. Ich habe die Tauf-, Begräbnis- und Hochzeitsinformationen der Digitalisate abgeschrieben und in eine Excel-Arbeitsmappe übertragen, die ich bei Interesse1Die Excel-Arbeitsmappe kann per Mail an t.soorholtz@gmail.com angefordert werden. zur Verfügung stelle. Die Kirchenbuch-Duplikate sind jedoch nicht nur eine wichtige genealogische Quelle, sondern auch für die regionalhistorische Forschung interessant, da sie umfangreiche demografische und soziologische Informationen enthalten.

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Anmerkungen:

  • 1
    Die Excel-Arbeitsmappe kann per Mail an t.soorholtz@gmail.com angefordert werden.

Oberhofprediger Dryander in Marzdorf

Durch Zufall fiel mir kürzlich eine Ansichtskarte in die Hände, die am 13. Juni 1921 aus Tütz nach Dramburg in der Neumark versandt wurde1Die Karte aus dem Verlag von F. Dilling in Tütz/Wpr. wurde im Januar 2021 bei allegro.pl versteigert. Der Barbier Fritz Dilling führte in Tütz am Markt ein Geschäft, in dem er auch Drogeriewaren anbot. Vermutlich ist er der Vater des Empfängers.. Empfänger war Hans Dilling, der das evangelische Lehrerseminar in Dramburg besuchte und dort in der »Seminar Stube I« wohnte. Mit der Karte luden die in Tütz lebenden Eltern den Sohn ein, sie am kommenden Sonntag, den 19. Juni nach Marzdorf zu begleiten, da »der Oberhofprediger Dryander im Park zu Marzdorf wie im Vorjahr eine Andacht« abhalten werde. Der evangelische K.G.V. – wohl Kirchengesangsverein – aus Tütz werde teilnehmen und »im Anschluss daran einen Ausflug am Mariannensteig« machen. Der Sohn könne dann über Friedland »mit dem Frühzug« nach Dramburg zurückkehren.

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Anmerkungen:

  • 1
    Die Karte aus dem Verlag von F. Dilling in Tütz/Wpr. wurde im Januar 2021 bei allegro.pl versteigert. Der Barbier Fritz Dilling führte in Tütz am Markt ein Geschäft, in dem er auch Drogeriewaren anbot. Vermutlich ist er der Vater des Empfängers.

Noch einmal: Beutler in Lubsdorf

Ich habe an dieser Stelle bereits zweimal1https://www.koenigsgnade.de/zur-erinnerung-an-hulda-beutler/ und https://www.koenigsgnade.de/hulda-beutler-ein-update/ an Hulda Beutler erinnert, die aus Lubsdorf stammend ein Opfer des Holocaust wurde. Folgende Daten aus ihrem Leben sind bekannt:

  • 3. März 1873 – Hulda Beutler wird in Lubsdorf als Tochter von Louis Beutler und Sara geb. Hisnoff geboren;
  • 1935 – Hulda Beutlers Gemischtwarengeschäft in Stibbe wird in Klockhaus’ kaufmännischem Handels- und Gewerbe-Adressbuch aufgeführt;
  • Mai 1936 u. Mai 1937 – Hulda Beutler wird unter den zahlungsfähigen Mitgliedern der Synagogen-Gemeinde in Tütz genannt;
  • September 1938 – Hulda Beutler wird im Hetzblatt Der Stürmer denunziert;
  • 21. Juli 1942 – Hulda Beutler wird von Berlin aus ins Ghetto Theresienstadt deportiert;
  • 7. Dezember 1942 – Hulda Beutler stirbt im Ghetto Theresienstadt.
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Anmerkungen:

Regionale Wirtschaft 1935

Vor einiger Zeit veröffentlichte ich an dieser Stelle einen Beitrag über lokale Handels- und Gewerbebetriebe in den Jahren 1904 und 1913, wobei mir Adressbücher des Nürnberger Verlages C. Leuchs & Co. als Quelle dienten. Nun erhielt ich einen Hinweis auf ein Adressbuch des Berliner Klockhaus Verlages aus dem Jahr 19351Klockhaus’ Kaufmännisches Handels- u. Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1a, Berlin 1935., das ebenfalls mehrere Gewerbeadressen aus Brunk, Königsgnade und Lubsdorf enthält. Ein Vergleich der Einträge führt zu interessanten Ergebnissen.

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Anmerkungen:

  • 1
    Klockhaus’ Kaufmännisches Handels- u. Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1a, Berlin 1935.