Der Jacob Garski’sche Freikossätenhof in Marzdorf (Teil 3)

Grundbuch Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nr. 7 (1782-1937)

Im ersten und zweiten Teil dieses Beitrags wurde die Geschichte des Kossätenhofs, der sich seit 1750 im Besitz der Familie Garske (oder Garski) befand, bis in das Jahr 1870 geschildert, als Martin Garske in zweiter Ehe Theresia geborene Witt heiratete. Martin Garske besaß den Hof seit 1854 in der fünften Generation.

Die neue preußische Grundbuchordnung des Jahres 1872 erforderte auch im Steuerbezirk Marzdorf die Rückführung der bestehenden Grundbuchblätter auf das Kataster. Der Auszug aus der Grundsteuermutterrolle, der in diesem Zusammenhang am 21. Juni 1876 für Martin Garske erstellt wurde, gibt für seinen Kossätenhof eine Größe von 12 Hektar 35 Ar an1Auszug aus der Grundsteuermutterrolle vom 21. Juni 1876. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 7, Blatt 117 VS., hinzu kam die umbaute Hoffläche mit Haus, Scheune, zwei Ställen und einem Garten von sechs Ar Größe2Auszug aus der Gebäudesteuerrolle vom 21. Juni 1876. In: A. a. O., Blatt 118 RS.. Von den 35 Parzellen, die zum Grundstück gehörten, entfielen 31 auf die Kulturart Acker, zwei auf die Kulturart Wiese und ebenfalls zwei waren Holzungen. Der Grundsteuerreinertrag wurde auf 27,73 Dezimaltaler berechnet, der Gebäudenutzungswert auf 75 Mark3Verfügung des Grundbuch-Amts in Mk. Friedland vom 15. Juli 1876. In: A. a. O., Blatt 119 RS.. Mit einem Reinertrag von 2,2 Talern pro Hektar lag die Wirtschaftsleistung auch des Garski’schen Freikossätenhofs noch unter dem ohnehin sehr niedrigen westpreußischen Durchschnitt von 2,5 Talern4A. Backhaus: Agrarstatistische Untersuchungen über den preußischen Osten im Vergleich zum Westen. In: Berichte des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Königsberg, Band Ⅲ, Berlin 1898, S. 26 u. 28..

Formschreiben des Grundbuchamts in Deutsch Krone aus dem Juni 1876

Am 6. Februar 1880 erschien Martin Garske in Begleitung seiner Ehefrau Theresia geboren Witt vor dem Amtsgericht in Märkisch Friedland, um Schulden in Höhe von 1800 Mark auf sein Grundstück eintragen zu lassen. Den Betrag hatte er vom Altsitzer Johann Garske in Königsgnade geliehen und sich verpflichtet, das Kapital mit fünf Prozent zu verzinsen und nach dreimonatiger Kündigung zurückzuzahlen. Die Eintragung ins Hypothekenbuch des Kossätenhofs erfolgte am nächsten Tag5Schuldurkunde vom 6. Februar 1880. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 7, Blatt 121 VS bis 122 VS.

Vermutlich benötigte Martin Garske das Darlehn, um in Marzdorf ein Grundstück zu kaufen, das an der »Filehne–Märk. Friedlaender Chaussee«6Kaufvertrag ohne Datum. In: A. a. O., Blatt 124 VS. – Dort auch die folgenden Angaben. – also der eigentlichen Dorfstraße – belegen war. Im Verlauf des Jahres 1880 ließ Martin Garske auf diesem Grundstück mit der Hausnummer 38 einen Anbau errichten, den er im Oktober des Jahres mit »Stall […] nebst einer Dungstelle« für 180 Mark an den Maurer Stephan Schulz verkaufte. In dem Kaufvertrag, den Lehrer Hermann Wiese und der Brennereiverwalter W. Niederlag als Zeugen beglaubigten, war vorgesehen, dass die »Auffuhr von der Chaussee auf das Gehöft oder zu den Stallungen […] gemeinschaftlich sein« sollte – das Grundstück wurde also von mehreren Familien bewohnt.

Den undatierten Kaufvertrag sandte Martin Garske mit dem Antrag auf »gerichtliche Verschreibung«7Schreiben des Amtsgericht vom 2. November 1880 (Entwurf). In: A. a. O., Blatt 123 VS. – Dort auch das folgende Zitat. an das Amtsgericht nach Märkisch Friedland, das ihn daraufhin aufforderte, mit einer »Karte des königl. Kataster-Amts zu Dt.-Krone den abveräußerten Grundstückstheil betreffend« zu den üblichen Geschäftszeiten an der Gerichtsstelle zu erscheinen. Das weitere Geschehen ist der Grundakte Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nummer 7 nicht zu entnehmen.

In den 1880er Jahren verloren die Eigentümer des Garski’schen Kossätenhofs das Recht, ihr Brenn- und Bauholz unentgeltlich aus dem Marzdorfer Forst zu entnehmen. Zur Ablösung der Brennholzberechtigung ist in der Grundakte nur ein Löschungshinweis vom 15. April 1883 enthalten8Grundbuch des Koßäthenhofs No. Ⅶ. In: A. a. O., Blatt 16 VS u. RS., zur Ablösung der Bauholzberechtigung finden sich mehrere Dokumente aus den Jahren 1881 bis 1887. Aus ihnen geht hervor, dass der Eigentümer des Forstes – das Rittergut in Marzdorf – zunächst den Bauholzanspruch bestritten hatte9Schreiben der Special-Commission zu Schneidemühl vom 18. Juni 1881. In: A. a. O., Blatt 125 VS u. RS.. Martin Garske klagte daraufhin und hatte Erfolg:

»Dem Besitzer des Kossäthenhofes Marzdorf Band Ⅰ Blatt No. 7 ist durch das rechtskräftige Erkenntniß der Königlichen General-Commission für die Provinzen Ost- und Westpreußen und Posen zu Bromberg vom 19ten Februar [Blatt 136 RS] 1883 eine Bauholzberechtigung in der Forst des Rittergutes Marzdorf Band Ⅰ Blatt No. 170 zugesprochen.«10Rezeß vom 11. September 1884. In: A. a. O., Blatt 136 VS u. RS.

In dem Ablösungsrezess, der am 11. September 1884 in Marzdorf verhandelt wurde, einigten sich die Parteien zunächst darauf, dass die »Bauholzberechtigung […] in der herrschaftlichen Marzdorf Forst« am 1. Juni 1884 »erloschen«11A. a. O., Blatt 138 VS. war. Als Entschädigung wurde Martin Garske der Betrag von 754,20 Mark zugesprochen, der am 1. Dezember 1884 fällig wurde12A. a. O., Blatt 137 VS u. 138 VS.. An dem Rezess war auch der Eigentümer Joseph Rohbeck beteiligt, der zusammen mit seiner Ehefrau Marianna geborene Kluck das Grundstück Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nummer 9 in Böthin besaß. Im standen als Entschädigung sogar 1550,60 Mark zu, die in mehreren Raten vom Dezember 1884 bis Dezember 1887 auszuzahlen waren13A. a. O., Blatt 137 RS u. 138 VS.. Für die Zeit vom Juni bis Dezember 1884 hatte die Besitzerin des Ritterguts, Mariane Guenther geborene Koppe an Martin Garske 17,79 und an Joseph Rohbeck 36,57 Mark Zinsen zu zahlen14A. a. O., Blatt 139 VS..

Der Rezess wurde am 22. Dezember 1887 von der General-Kommission in Bromberg genehmigt15Schreiben der General-Kommission vom 22. Dezember 1887. In: A. a. O., Blatt 134 VS.. Am 30. Dezember 1887 trug das Amtsgericht in Märkisch Friedland die Löschung der Bauholzberechtigung in das Grundbuch ein16Grundbuch des Koßäthenhofs No. Ⅶ. In: A. a. O., Blatt 17 VS u. RS.. Auch wenn die gezahlten Abfindungen durchaus beachtlich waren, dürfte auf lange Sicht das Rittergut profitiert haben, denn durch den Eisenbahnbau stieg der Preis für Bauholz in Preußen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark an.

Genehmigung der Holzablösung vom 22. Dezember 1887

Der Ablösungsrezess wurde im September 1884 noch von Martin Garske mit drei Kreuzen unterzeichnet, der aber den Kossätenhof ein halbes Jahr später an seine Tochter Apollonia übergab. Apollonia Garske war zu diesem Zeitpunkt 22 Jahre alt und mit dem um acht Jahre älteren Bauernsohn Michael Kluck aus Brunk verlobt17Verhandelt Märk. Friedland, 24. April 1885. In: A. a. O., Blatt 129 VS. – Dort auch die weiteren Angaben.. Die gerichtliche Überlassungsverhandlung fand am am 24. April 1885 vor dem Amtsrichter Karl Zaehle in Märkisch Friedland statt. Teilnehmer waren:

  • der Kossät Martin Garske;
  • dessen Ehefrau Theresia geborene Witt;
  • die großjährige Tochter Apollonia Garske;
  • der Bauer Joseph Kluck aus Brunk;
  • dessen großjähriger Sohn Michael Kluck.

Zu Beginn der Verhandlung entließen die Eltern ihre Tochter förmlich aus der »väterlichen Gewalt«. Die Eigentumsübertragung geschah dann in Form eines Kaufvertrages, wobei Apollonia Garske – die als Frau nur beschränkt geschäftsfähig war – nicht allein als Käuferin auftrat, sondern in Gemeinschaft mit dem »Bräutigam Michael Kluck«. Der Kaufpreis für den Kossätenhof »mit allem toten und lebenden Inventar und den vorhandenen Vorräthen« wurde auf 4898,27 Mark festgelegt, die sich wie folgt zusammensetzten:

  • aus der Übernahme der hypothekarisch eingetragenen Erbteile der Schwestern Lucia Maria, Mathilde und Agnes Garske, deren Restwert auf 1598,27 Mark berechnet wurde18Bei der Erbteilung im Jahr 1869 war jedem Kind ein Anteil von 210 Taler 25 Silbergroschen 6 Pfennig zugesprochen worden (Siehe Teil 2 dieses Beitrags), Lucia Maria hatte jedoch bereits 100 Taler ausgezahlt erhalten. A. a. O., Blatt 130 RS.;
  • aus der Übernahme der Darlehnsforderung des Altsitzers Johann Garske von 1800 Mark;
  • aus einem Elternerbe für die Kinder Joseph Martin und Rosalia Garske in Höhe von 1200 Mark;
  • aus 300 Mark, die bar auszuzahlen waren.19A. a. O., Blatt 129 RS.

Die beiden minderjährigen Kinder Joseph Martin und Rosalia Martha Garske, die aus der zweiten Ehe des Vaters mit Theresia geborene Witt stammten20Joseph Martin Garske wurde am 25. März 1873 geboren (General-Akten … a. a. O., S. 482-483); die Geburt von Rosalia Martha Garske findet sich nicht mehr in den Kirchenbuch-Duplikaten, die im September 1874 enden., sollten ihr Elternerbe von je 600 Mark erst bei der Großjährigkeit bzw. bei ihrer Verheiratung erhalten. Bis dahin war der Betrag mit vier Prozent zu verzinsen und hypothekarisch zu versichern21Verhandelt Märk. Friedland, 24. April 1885. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 7, Blatt 129 RS..

Das Leibgedinge für die Eltern hatte insgesamt einen Jahreswert von 200 Mark22A. a. O., Blatt 130 RS. Es beinhaltete freie Wohnung in »der Stube rechter Hand vom Eingange nebst Kammer«23A. a. O., Blatt 129 VS., freie ärztliche Versorgung und eine standesgemäße Beerdigung.

Einen Schwerpunkt des Leibgedinges bildeten wie üblich die Naturallieferungen: Neun Scheffel Roggen, zwei Wispel Kartoffeln, anderthalb Scheffel Gerste, zwei Scheffel Hafer, einen halben Scheffel Erbsen wie auch Obst, zwei Scheffel Wruken, sechs Pfund Spinnwolle, ein lebendes Schwein und zwei fette Gänse zu Martini, zwei Klafter Holz sowie getrockneten Torf als Heizmaterial. Die Altsitzer behielten sich vier Ruten Gartenland zu eigenen Benutzung vor und hatten außerdem Anspruch auf eine »eiserne« Kuh und vier »eiserne« Hühner, die also erforderlichenfalls ersetzt werden mussten24A. a. O., Blatt 129 RS. Dort auch die nächsten Angeben und Zitate.. Starb einer der Altsitzer, sollte der Überlebende »die theilbaren Leistungen nur zu Hälfte« weiter beziehen.

Die Übergabe des Kossätenhofs wurde mit Vertragsschluss »als vollzogen anerkannt«, die Kosten des Verfahrens hatte der Verlobte Michael Kluck zu tragen, dessen Vater sich auch verpflichtete, »abgesehen von einer mündlich vereinbarten Mitgift, seinem Sohn Michael eine tragende Ferse« im Wert von 20 Mark »in die Wirthschaft zu geben«.

Die Erbteile für Joseph Martin und Rosalia Martha Garske wurde noch am gleichen Tag als »Restkaufgeld«25Grundbuch des Koßäthenhofs No. Ⅶ. In: A. a. O., Blatt 18 RS. in das Grundbuch eingetragen, wo Richter Zaehle auch den Titulus possessionis auf Apollonia Garske und Michael Kluck abänderte26A. a. O., Blatt 13 RS.. Als Kosten stellte das Gericht in Märkisch Friedland 94,90 Mark in Rechnung27Kostenrechnung vom 30. April 1885. In: A. a. O., Blatt 131 VS u. RS.. Nach der Übertragung lasteten auf dem Freikossätenhof Schulden in Höhe von 5530 Mark. Da der Hektar Ackerland in Marzdorf um 1880 mit etwa 450 Mark gehandelt wurde28Siehe dazu die Angaben im Beitrag zum Schmidt’schen Krug in Marzdorf., dürfte der Wert des Hofes rund 6000 Mark betragen haben.

Für Bauland war selbstverständlich ein wesentlich höherer Preis zu erzielen. Das belegt ein in der Grundakte enthaltener Kaufvertrag vom 2. Mai 1889, mit dem Michael Kluck und seine Ehefrau Apollonia geborene Garske dem Gastwirt Johann Garske in Marzdorf eine »Baustelle« von 2,38 Ar für den Betrag von 210 Mark verkauften29Kaufkontrakt vom 2. Mai 1889. In: A. a. O., Blatt 154 VS. – Dort auch die weiteren Angaben.. Auf den Hektar umgerechnet entspricht das rund 8800 Mark! Die verkaufte Parzelle lag »an dem Wege von Marzdorf nach Königsgnade recht an der gutsherrschaftlich Guenterschen Grenze und links an dem früher Bauer Schmidtschen Achterhofe«. Im Vertrag sagte Michael Kluck die Auflassung für »etwa Juni/Juli« zu, aber dieser Zeitplan war nicht einzuhalten. Der Kaufvertrag wurde erst im November 1890 – also anderthalb Jahre später – vor Gericht bestätigt, weil alle Gläubiger zunächst »in die pfandfreie Abschreibung«30Verhandelt Märk. Friedland, 7. November 1890. In: A. a. O., Blatt 150 RS. einwilligen mussten. Zum gerichtlichen Verfahren in Märkisch Friedland erschienen daher:

  • Michael Kluck und seine Ehefrau Apollonia geborene Garske;
  • der Gastwirt Johann Garske;
  • die Witwe Theresia Garske geborene Witt;
  • Lucia Maria Garske, die inzwischen den Häusler Joseph Güntherberg aus Lubsdorf geheiratet hatte;
  • Mathilde Garske, die inzwischen den Häusler Franz Garske aus Marzdorf geheiratet hatte;
  • der Altsitzer Johann Garske aus Königsgnade;
  • der Beikossät August Marx in Marzdorf als Vormund für die minderjährigen Kinder Joseph Martin und Rosalia Martha Garske.31A. a. O., Blatt 149 VS.
Handzeichnung zur Parzelle, die an den Gastwirt Johann Garske verkauft wurde

Im Oktober 1890 korrigierte das Katasteramt in Deutsch Krone einen »Irrtum durch Raummessung«, wodurch sich die Größe des Kossätenhofs Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nummer 7 von 12,36 auf 12,4 Hektar erhöhte32Katasterauszug vom 7. Oktober 1890. In: A. a. O., Blatt 144 VS bis 145 VS.. Im November des Jahres erschien Michael Kluck mit seiner Ehefrau Apollonia geborene Garske vor Gericht in Märkisch Friedland, um die Altenteile für Mathias Garske und dessen Frau Catharina sowie für Martin Garske löschen zu lassen. Ein Totenschein für Mathias und Catharina Garske, die bekanntlich bereits 1861 bzw. 1866 verstorben waren33Siehe dazu Teil 2 dieses Beitrags., befindet sich in der Grundakte34Todtenschein für die Eheleute Mathias u. Catharina Garske. In: A. a. O., Blatt 148 VS., der Totenschein für Martin Garske fehlt. 

Am 21. März 1891 trat der Altsitzer Johann Garske aus Königsgnade die für ihn seit 1871 im Grundbuch des Kossätenhofs eingetragene Forderung über 1800 Mark an seine Enkelin Paula Garske35Paula Johanna Hedwig Garske wurde am 18. Mai 1884 in Wittkow als Tochter des Besitzers Albert Garske und dessen Frau Julianna geboren Krüger geboren. Geburtsurkunde Nr. 34 vom 22. Mai 1884 des Standesamts in Wittkow, In: Archiwum Państwowe w Poznaniu Oddział w Pile, Signatur 55/595/0/1/6, S. 35. in Wittkow ab, wobei er sich allerdings den »Zinsanspruch auf Lebenszeit« vorbehielt. Der entsprechende Zessionsvertrag wurde vor dem Rechtsanwalt und Notar Georg Eberhard in Deutsch Krone geschlossen36Abtretungsvertrag vom 21. Mai 1891. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 7, Blatt 156 VS bis 160 RS.

In den Jahren 1894 und 1898 wandelten Michael und Apollonia Kluck mehrere auf dem Kossätenhof lastende Schuldtitel in Hypotheken der Kreissparkasse in Deutsch Krone um. Die Motive dafür werden im Grundbuch nicht explizit genannt, es dürfte sich aber darum gehandelt haben, Erbteilsforderungen abzutragen bzw. sie gegen langfristige, zinsgünstige Schuldtitel einzutauschen.

Die Umschuldung leiteten die Schwestern Lucia Maria, Mathilde und Agnes ein, die am 16. März 1894 vor Gericht in Märkisch Friedland erklärten, sie seien in ihren Forderungen »von dem Grundstückseigentümer […] durch Zahlung befriedigt«37Verhandelt Märk. Friedland, 16. März 1894. In: A. a. O., Blatt 161 RS.. Wie bereits erwähnt waren Lucia Maria und Mathilde inzwischen verheiratet, Agnes hingegen nicht38Ebenda..

Durch die Erklärung erlosch die Forderung Nummer eins in der dritten Abteilung des Grundbuchs, die ursprünglich über 843 Taler 12 Silbergroschen oder 2530,20 Mark gelautet hatte. Der dazugehörige Post im Grundbuch wurde jedoch nicht gelöscht, sondern aufgeteilt: 1030,20 Mark blieben für die Eigentümer selbst stehen, 1500 Mark zedierten die Eheleute Michael und Apollonia Kluck am 20. Juni 1894 zu 4,5 Prozent Zinsen an die Kreissparkasse in Deutsch Krone. Zur Amortisation der Schuld sollte zusätzlich ein Prozent Tilgung auf ein Sparkassenbuch eingezahlt werden39Verhandelt Märk. Friedland, 20. Juni 1894. In: A. a. O., Blatt 162 VS.. Das Gericht bildete für die Kreissparkasse einen Zweig-Hypothekenbrief, die Kosten in Höhe von 25,20 Mark hatten die Eheleute Kluck zu tragen40Kostennote [undatiert]. In: A. a. O., Blatt 164 RS.. Man darf wohl davon ausgehen, dass die Schwestern erst mit diesen 1500 Mark tatsächlich abgefunden wurden.

Am 6. April 1898 erschien der Altsitzer Johann Garske aus Königsgnade vor dem Gericht in Märkisch Friedland und legte eine »löschungsfähige Quittung«41Verhandelt Märk. Friedland, 6. April 1898 [1. Verhandlung]. In: A. a. O., Blatt 166 VS. über den Betrag von 1800 Mark vor, der für seine minderjährige Enkelin Paula Garske als Nummer zwei in der dritten Abteilung des Grundbuchs eingetragen stand. Die Quittung hatte der Vater der Gläubigerin, Albert Garske, am Vortag vom Rechtsanwalt und Notar David Lissner in Deutsch Krone ausfertigen lassen42Quittung und Löschungsbewilligung vom 5. April 1898. In: A. a. O., Blatt 170 VS u. RS.

Quittung und Löschungsbewilligung vom 5. April 1898

Auch in diesem Fall nutzten Michael und Apollonia Kluck die Quittung nicht, um den Post aus dem Grundbuch zu löschen, sondern zedierten die gesamte Forderung noch am selben Tag zu vier Prozent Zinsen an die Kreissparkasse in Deutsch Krone. Die Hypothek sollte wiederum zu einem Prozent amortisiert werden, wobei die Tilgungsraten bis zur erfolgten Rückzahlung auf ein Sparkassenbuch einzuzahlen waren43Verhandelt Märk. Friedland, 6 April 1898 [2. Verhandlung]. In: A. a. O., Blatt 168 VS bis 169 RS.. Es ist wohl davon auszugehen, dass auch in diesem Fall die wirkliche Rückzahlung des Kapitals erst nach der Zession erfolgte.

Ebenfalls am 6. April 1898 teilten die Eheleute Kluck die vom Post Nummer eins noch verbliebenen 1030,20 weiter auf: 280,20 Mark sollten nun gelöscht werden, 750 Mark wurden an die Kreissparkasse in Deutsch Krone zu vier Prozent Zinsen und den bekannten Tilgungsmodalitäten abgetreten44Verhandelt Märk. Friedland, 6. April 1898 [1. Verhandlung]. In: A. a. O., Blatt 166 RS..

Nach diesen Transaktionen lasteten auf dem Kossätenhof 4050 Mark Schulden gegenüber der Kreissparkasse in Deutsch Krone; die jährlichen Raten für Zinsen und Tilgung beliefen sich auf 210 Mark. Außerdem war im Grundbuch aus dem Jahr 1885 noch ein Elternerbe für Joseph Martin und Rosalia Martha Garske eingetragen. Am 22. Januar 1904 erklärten die beiden Halbgeschwister von Apollonia Kluck vor dem Amtsgericht in Märkisch Friedland:

»Der eingetragene Eigenthümer, nämlich der Kossäth Michael Kluck hat diese 1200 M nebst den Zinsen bis heute an uns gezahlt. Wir bewilligen die Löschung der Hypothek im Grundbuche.«45Verhandelt Mk. Friedland, 22. Januar 1904. In: A. a. O., Blatt 178 RS.

Joseph Martin Garske lebte inzwischen als Schneider in der Möckernstraße 136 in Berlin; seine Schwester Rosalia Martha noch in Marzdorf. Die Erbteile wurde am 23. Januar 1904 aus den Grundbüchern Marzdorf Band Ⅰ, Blatt Nummer 7 und Marzdorf Band Ⅳ, Blatt Nummer 75, wo sie zur Mithaftung standen, gelöscht46A. a. O., Blatt 178 VS. – Kommentar auf dem Blatt.. Wann und warum die Mithaftung eingetragen wurde, geht aus der Grundakte nicht hervor.

Wird fortgesetzt

Anmerkungen:

  • 1
    Auszug aus der Grundsteuermutterrolle vom 21. Juni 1876. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 7, Blatt 117 VS.
  • 2
    Auszug aus der Gebäudesteuerrolle vom 21. Juni 1876. In: A. a. O., Blatt 118 RS.
  • 3
    Verfügung des Grundbuch-Amts in Mk. Friedland vom 15. Juli 1876. In: A. a. O., Blatt 119 RS.
  • 4
    A. Backhaus: Agrarstatistische Untersuchungen über den preußischen Osten im Vergleich zum Westen. In: Berichte des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Königsberg, Band Ⅲ, Berlin 1898, S. 26 u. 28.
  • 5
    Schuldurkunde vom 6. Februar 1880. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 7, Blatt 121 VS bis 122 VS.
  • 6
    Kaufvertrag ohne Datum. In: A. a. O., Blatt 124 VS. – Dort auch die folgenden Angaben.
  • 7
    Schreiben des Amtsgericht vom 2. November 1880 (Entwurf). In: A. a. O., Blatt 123 VS. – Dort auch das folgende Zitat.
  • 8
    Grundbuch des Koßäthenhofs No. Ⅶ. In: A. a. O., Blatt 16 VS u. RS.
  • 9
    Schreiben der Special-Commission zu Schneidemühl vom 18. Juni 1881. In: A. a. O., Blatt 125 VS u. RS.
  • 10
    Rezeß vom 11. September 1884. In: A. a. O., Blatt 136 VS u. RS.
  • 11
    A. a. O., Blatt 138 VS.
  • 12
    A. a. O., Blatt 137 VS u. 138 VS.
  • 13
    A. a. O., Blatt 137 RS u. 138 VS.
  • 14
    A. a. O., Blatt 139 VS.
  • 15
    Schreiben der General-Kommission vom 22. Dezember 1887. In: A. a. O., Blatt 134 VS.
  • 16
    Grundbuch des Koßäthenhofs No. Ⅶ. In: A. a. O., Blatt 17 VS u. RS.
  • 17
    Verhandelt Märk. Friedland, 24. April 1885. In: A. a. O., Blatt 129 VS. – Dort auch die weiteren Angaben.
  • 18
    Bei der Erbteilung im Jahr 1869 war jedem Kind ein Anteil von 210 Taler 25 Silbergroschen 6 Pfennig zugesprochen worden (Siehe Teil 2 dieses Beitrags), Lucia Maria hatte jedoch bereits 100 Taler ausgezahlt erhalten. A. a. O., Blatt 130 RS.
  • 19
    A. a. O., Blatt 129 RS.
  • 20
    Joseph Martin Garske wurde am 25. März 1873 geboren (General-Akten … a. a. O., S. 482-483); die Geburt von Rosalia Martha Garske findet sich nicht mehr in den Kirchenbuch-Duplikaten, die im September 1874 enden.
  • 21
    Verhandelt Märk. Friedland, 24. April 1885. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 7, Blatt 129 RS.
  • 22
    A. a. O., Blatt 130 RS.
  • 23
    A. a. O., Blatt 129 VS.
  • 24
    A. a. O., Blatt 129 RS. Dort auch die nächsten Angeben und Zitate.
  • 25
    Grundbuch des Koßäthenhofs No. Ⅶ. In: A. a. O., Blatt 18 RS.
  • 26
    A. a. O., Blatt 13 RS.
  • 27
    Kostenrechnung vom 30. April 1885. In: A. a. O., Blatt 131 VS u. RS.
  • 28
    Siehe dazu die Angaben im Beitrag zum Schmidt’schen Krug in Marzdorf.
  • 29
    Kaufkontrakt vom 2. Mai 1889. In: A. a. O., Blatt 154 VS. – Dort auch die weiteren Angaben.
  • 30
    Verhandelt Märk. Friedland, 7. November 1890. In: A. a. O., Blatt 150 RS.
  • 31
    A. a. O., Blatt 149 VS.
  • 32
    Katasterauszug vom 7. Oktober 1890. In: A. a. O., Blatt 144 VS bis 145 VS.
  • 33
    Siehe dazu Teil 2 dieses Beitrags.
  • 34
    Todtenschein für die Eheleute Mathias u. Catharina Garske. In: A. a. O., Blatt 148 VS.
  • 35
    Paula Johanna Hedwig Garske wurde am 18. Mai 1884 in Wittkow als Tochter des Besitzers Albert Garske und dessen Frau Julianna geboren Krüger geboren. Geburtsurkunde Nr. 34 vom 22. Mai 1884 des Standesamts in Wittkow, In: Archiwum Państwowe w Poznaniu Oddział w Pile, Signatur 55/595/0/1/6, S. 35.
  • 36
    Abtretungsvertrag vom 21. Mai 1891. In: Grundakte Marzdorf Bd. Ⅰ, Bl. Nr. 7, Blatt 156 VS bis 160 RS.
  • 37
    Verhandelt Märk. Friedland, 16. März 1894. In: A. a. O., Blatt 161 RS.
  • 38
    Ebenda.
  • 39
    Verhandelt Märk. Friedland, 20. Juni 1894. In: A. a. O., Blatt 162 VS.
  • 40
    Kostennote [undatiert]. In: A. a. O., Blatt 164 RS.
  • 41
    Verhandelt Märk. Friedland, 6. April 1898 [1. Verhandlung]. In: A. a. O., Blatt 166 VS.
  • 42
    Quittung und Löschungsbewilligung vom 5. April 1898. In: A. a. O., Blatt 170 VS u. RS.
  • 43
    Verhandelt Märk. Friedland, 6 April 1898 [2. Verhandlung]. In: A. a. O., Blatt 168 VS bis 169 RS.
  • 44
    Verhandelt Märk. Friedland, 6. April 1898 [1. Verhandlung]. In: A. a. O., Blatt 166 RS.
  • 45
    Verhandelt Mk. Friedland, 22. Januar 1904. In: A. a. O., Blatt 178 RS.
  • 46
    A. a. O., Blatt 178 VS. – Kommentar auf dem Blatt.

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